Mein hübsches Baby

Donnerstag Abend, und ich bin mit 83 Seiten Rohfassung fast im Zeitplan. FAST.
Aber zwischendurch muss ich ja auch nochmal für Geld arbeiten oder durch die Republik fahren zur Verlagskonferenz, mit dem Hund rausgehen oder nachsehen, ob die Bienen wieder gefüttert werden müssen. Sowas ist auch wichtig.

Oder ich muss ein bisschen prokrastinieren und Cover basteln.
Das Schöne am Selfpublishing ist ja, dass das dann trotz Rumdödelei sinnvoll ist und das Gesamtprojekt weiterbringt. Ich habe also mit fast gutem Gewissen nicht nur zwischendurch ein halbes Stündchen Cover gebastelt, sondern eher so den Zeitgegenwert der 17 zum Wochensoll fehlenden Seiten.

Und, was soll ich sagen?
Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.
Nicht unbedingt mit den 75 Zwischenstufen, die mich dahin geführt haben, aber das macht ja nichts. Die hat bei meinen Verlagsbüchern ja auch niemand je zu Gesicht bekommen.
Und niemand hat die Gespräche gehört, die ich mit meinem Lektor dazu geführt habe. (“Ich will aber das Rosa im Text haben!”)
Analog dazu hat bei diesem Cover niemand die Diskussionen in meinem Büro mitbekommen. Jedes Mal, wenn ich mit einer neuen Idee ankam, kommentierten meine Kolleginnen mit einer Engelsgeduld: “Nee, echt, das kannst du so nicht machen!” — “Das sieht ja aus wie ein humorvolles Kinderbuch!” — “Hmm… erste Assoziation: Frauenroman ab 40.” — “Wird das ein Thriller?!”
Manchmal habe ich zu ihren Bemerkungen mit dem Fuß aufgestampft (“Ich will aber das Rosa!”), andere Male habe ich nur geseufzt und zugegeben, dass ich es selbst eigentlich auch nicht so ganz doll fand. Einmal hatte ich eins, das ich richtig super fand, konnte mir aber das Bild dazu nicht leisten.
Es war also ein langer Prozess bis hierhin.
(Zeige ich es euch jetzt? Das ist ein fieser Moment… Was tu ich, wenn Ihr gleich alle mit dem Finger zeigt und ruft: “Igitt, ist das ein hässliches Baby”?)

Voilà.
Leos Cover.
(Den kitschigen Kreis hab ich extra draufgemacht – ich konnte mich mit Mühe und Not abhalten, Herzchen über das ganze Bild zu streuen.)

cover_(c)juliadibbern_500-800
Ich hoffe so sehr, dass Ihr es auch mögt…
Aber seid bloß nicht höflich zu mir! Ehrlich bringt weiter.
Mögt Ihr mal zwei schnelle Klicks dazu machen?

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And the winner is…

So. Drei Tage, in denen ich nicht wusste, wer von meinen Figuren das Rennen macht, sind vorbei. Ich könnte jetzt so tun, als hätte ich gezittert und gebebt, und vermutlich wäre das dramaturgisch auch wertvoll. Aber das hier soll ja ein ehrliches Projekt werden. Ich hatte in den letzten Tagen so viele anders zu tun und zu denken, dass ich kein bisschen nervös war.

Der Sieger steht fest.
So ungefähr.

Weil meine drei Tage heute Morgen um acht abgelaufen waren, ich aber zu der Zeit den Nachbarn beim Umziehen helfen, den netten Umzugsmännern Kaffee kochen und mit meinen Kolleginnen in der Teeküche rumhängen musste. Deswegen WEISS ich nicht, wie das Ergebnis um acht aussah.

Aber ich weiß, wie es kurz nach Eröffnung meiner Umfrage aussah: So.

umfrageMarlene hatte von Anfang an nicht so gute Chancen, fürchte ich. Ich habe diese Umfrage schließlich hauptsächlich auf meiner Facebook-Seite publik gemacht, die hauptsächlich von Menschen “geliket” wird, die mich durch meine Familiensachbücher kennen. Noah lag (siehe Bild) am Anfang klar vorn.

Er hat den Vorsprung eine Weile gehalten, aber dann hat Leo aufgeholt.

Und das Ergebnis heute Morgen um zehn ist dieses:

umfrage_final

Ich habe euch die absoluten Zahlen mal mit gezeigt. Sie mögen dem/der einen oder anderen hoffnungsvollen Romanschreiber(in) den Zahn ziehen, dass man mal eben schnell aus dem Nichts mit Schreiben reich werden kann.

(Zum Thema Reichweite/ Facebook/ Werbung werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr schreiben.)

Wer also hat das Rennen gemacht?

“Schreib einfach beide”, hat eine Facebook-Freundin vorgeschlagen. Auf lange Sicht werde ich das tun, weil ich die Noah-Geschichte zu gut finde, um sie nicht zu schreiben, auch wenn sie laut meiner Agentin so ungefähr null Chancen auf dem derzeitigen Markt hätte.

Meine Vernunft siegt. Leo hat gewonnen.

Das hat den großen Vorteil, dass Ihr dabei GANZ von Anfang an mitbekommt, wie ich schreibe. Die Noah-Geschichte ist bereits fertig geplottet, und die ersten 50 Seiten Rohfassung sind geschrieben. Mit Leo fange ich ganz von vorn an.

Morgen. Ich freue mich drauf.

 

Die Entscheidung

Derzeit habe ich drei Ideen im Kopf herumlaufen. Eine davon wird über nächsten Monate ein Buch werden.

Aber welches Buch schreibe ich?

Und wie entscheide ich das überhaupt?
Der erfolgreiche Drehbuchautor und Independent-Papier-Rocker Michael Meisheit macht mit “Backstage” ein ähnliches Projekt wie ich. Er hat ein paar Kriterien entwickelt, um diese Frage “Taugt meine Idee?” zu beantworten.
Am besten gefällt mir der Wegguck-Test: Wenn er jemandem auf einer Party von seiner Idee erzählt, und derjenige plötzlich dringend sein Getränk nachfüllen muss, weiß er, dass die Idee nicht taugt.

Mein Problem mit den Partys ist: Ich gehe so selten auf welche.
Ich erzähle schon durchaus Leuten von meinen Ideen, aber das sind in der Regel Freundinnen, und die sind so nett und freuen sich immer.

Deswegen brauche ich euch.

Ich stelle euch mal meine Ideen vor.
Natürlich habe ich meinen Favoriten, und natürlich weiß ich, welche Genres im Selfpublishing-Bereich laufen und welche … naja… eher nicht.
Aber völlig ungeachtet all dessen hätte ich gern eure Meinung zu diesen drei Buchideen.

 

all-access-noahJugendroman (ab ca. 12)
(könnte als Anfang einer Serie dienen)
Noah ist 15. Er in allem super, sportlich und charmant und erfolgreich. Er hat nur ein Problem. Er darf wegen einer seltenen Erbkrankheit nie mit auf Klassenfahrten und geht nur zu speziellen Ärzten. Genaugenommen weiß er nicht so genau, was er da tut (weil er ja nie krank ist).
Noah fängt erst nach und nach an zu begreifen, was wirklich an ihm anders ist, als er ein Gespräch seiner Eltern belauscht… Und das bringt alle in Gefahr.

 

all-access-marleneFrauenroman
Marlene ist Ende 40. Sie arbeitet als Bauzeichnerin, ärgert sich ab und zu, dass die schnöseligen Architekten-Jungspunde besser bezahlt werden, obwohl sie die praktische Ahnung hat, mag aber ihren Job eigentlich gern. Trotzdem träumt sie von einer anderen Karriere: Marlene schreibt Krimis, mit bisher eher mäßigem Erfolg. Doch dann schmiedet Marlene zusammen mit einem ihrer jungen Schnöselkollegen einen äußerst karrierefördernden Plan – von dem Marlenes Mann wenig begeistert ist und der ihnen bald um die Ohren fliegt.

 

all-access-leoJugendroman (ab ca. 14)
Leo ist 18 und zum Studieren von zu Hause ausgezogen. Ihr Leben lang hat sie sich Geschichten ausgedacht und auch sonst ein bisschen in ihrer eigenen Welt gelebt, stets begleitet von einer der Figuren aus ihren Geschichten.
In der neuen Stadt ändert sich das. Sie beschließt, endlich cool zu sein und dazu zu gehören und wilde Dinge zu tun. Das fällt ihr allein deswegen nicht schwer, weil in ihrer WG auch Loris wohnt, der sehr gern wilde Dinge tut. Leos Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie feststellt, dass sie Sachen über ihn weiß, die sie gar nicht wissen kann.

Gebt einer Figur eure Stimme. 🙂
(Man muss noch in dem Umfragekasten runterscrollen und “Fertig” klicken, wenn ich das richtig verstanden habe.)

[Umfrage beendet]