Geschichtenplanung
Natürlich geht es bei Leos Geschichte zu allererst einmal um die Geschichte.
Klar, ich könnte einfach anfangen, ein bisschen losschreiben, sehen, was passiert, wo die Charaktere mich hinführen und hoffen, dass was Lesbares draus wird.
Über die Jahre habe ich allerdings festgestellt, dass Stephen King das können mag – ich kann es nicht. Sämtliche Geschichten, die ich auf diese Weise geschrieben habe, waren entweder nicht länger als 20 Seiten oder sind im Nirvana meiner (damals noch) Schubladen oder Festplatten versickert.
Romane funktionieren bei mir nur, wenn ich sie plane, und zwar von A bis Z. Wie ich die aktuelle Geschichte entwickele, was dabei noch fehlt und was schon ganz gut ist, braucht mindestens fünf andere Posts, und die kommen – versprochen.
Wie kommt das Buch zu euch?
Doch eine Geschichte, selbst, wenn es die beste Geschichte der Welt wäre, ist nichts ohne die Menschen, in deren Köpfen und Herzen sie widerhallt und lebendig wird.
Das heißt, Ihr – und hoffentlich viele andere Menschen – müssen überhaupt erstmal von der Geschichte wissen und sie finden können unter den 300 Büchern, die in Deutschland jeden Tag neu erscheinen.
Und auch das muss ich von Anfang an mit planen. Natürlich könnte ich auch hier einfach das (dann irgendwann) Geschriebene auf amazon hochladen und sehen, was passiert. Wahrscheinlich würden etwa fünf Leute mein Buch runterladen, drei würden mich fragen, ob es das auch auf Papier gibt, und das wär’s. Dafür ist es mir zu viel Arbeit.
Ich muss also dafür sorgen, dass das Buch zu euch kommen kann.
Dafür gibt es zwei Wege.
Weg eins
Der eine – ich gebe zu, der von mir durchaus favorisierte – wäre: Meine Agentin liebt die Geschichte, bietet sie begeistert den Verlagen an, drei Lektorinnen verknallen sich auf der Stelle in meine Charaktere, und der Verlag mindestens einer dieser Lektorinnen ist so angetan, dass er das Buch kauft, mir einen Vorschuss zahlt, von dem ich im Urlaub ein Schlauchboot mieten und ein Eis kaufen kann, die Marketingmaschine anlaufen lässt und für das Buch in sämtlichen Thalia-Buchhandlungen den Tisch am Eingang kauft.
Das wäre Variante eins.
Web zwei
Variante eins ist, auch wenn man sprachlich und inhaltlich gute Bücher schreibt, ungefähr so wahrscheinlich wie ein … naja, wie ein Fünfer im Lotto. Deswegen habe ich für dieses Projekt zunächst einmal Weg zwei im Auge. (Krasses Bild übrigens. Stellt euch einen Weg im Auge vor! Autsch.)
Weg zwei ist: Ich mach’s selbst. Alternative Rock mit Geigen auf Independent Papier. Realistisch werde ich mir nicht die Tische an den Eingängen sämtlicher Thalia-Buchhandlungen kaufen können.
Aber ich kann durchaus selbst dafür sorgen, dass ich in einem halben Jahr ein richtig gutes Produkt in der Hand halte. Eins, das auf jeder Ebene mit den – guten 😛 – Verlagstiteln mithalten kann.
Ich kann von Anfang an denken, wie ein Verlag, der Bücher von der ersten Minute an durch die Marketingabteilung mit denken lässt.
In Kürze: Ich kann mein Bestes tun, es entdeckbar zu machen.
Wie wird mein Buch entdeckbar – Schritt 1
Ungeschlagener Meister, wenn es um die Entdeckbarkeit von Indies geht, ist (denkt euch hier ein Zähenknirschen) amazon. amazons Algorithmen favorisieren Selbstverleger, die sich exklusiv an amazon binden. Sonst wäre es, wie Johannes Monse gestern so schön sagte, kaum erklärbar, dass in den eBook-Rankings ein amazon-KDP-Buch aufs nächste folgt. Es ist nämlich leider tatsächlich so, dass es ziemlich viele ziemlich schrottige selbst verlegte Bücher gibt. Das heißt, wenn ich es selbst mache, würde ich das eBook über amazon laufen lassen und die gedruckte Version von Ruckzuckbuch kaufen.
Warum ausgerechnet die, wo es doch inzwischen eine Vielfalt von Print-on-demand-Dienstleistern gibt? Ganz einfach. Weil die Jungs von Ruckzuckbuch damals, als ich noch meinen Miniverlag hatte und recherchierte, wo ich am besten Kleinauflagen drucken konnte, bereits auf Recyclingpapier druckten. Weil sie NETT sind. Weil sie anständig sind. Und weil ich anständige Unternehmen viel lieber unterstütze als fette Fische.
Mit dieser Kombination – eBook über Amazon KDP und Papierbuch über Ruckzuckbuch (super Distribution, mittags bestellt, morgens um neun in der Buchhandlung eurer Wahl) – wäre die logistische Seite perfekt bedient.
Wie wird mein Buch entdeckbar – Schritt 2
Das Buch könnte dann also zu euch kommen. Jetzt müsstet Ihr nur noch wissen, dass es da ist.
Wäre es ein Lokalkrimi, würde ich zu diesem Zeitpunkt einfach alle lokalen und regionalen Buchhandlungen durchtelefonieren.
Hätte es ein besonders exotisches Schwerpunktthema, würde mir auch was einfallen.
Für meinen Erstling zum Beispiel habe ich mir schon ziemlich viele Gedanken über Werbung gemacht. Mein Erstling hat einen Klimawandel-Schwerpunkt. Den könnte ich meinen Nachhaltigskeitsjournalisten-Freunden empfehlen. Ich könnte coole kleine Lesungen auf Sea-Shepherd-Events machen. Ich könnte mit Umweltverbänden kooperieren. Auf Umweltmessen gehen. Schulen mit dem Klimathema versorgen. Ich könnte… Bei meinem Erstling fällt mir dazu Vieles ein. Aber mein Erstling wird, so die Götter wollen, sehr bald ein sehr feiner Verlagstitel, und ich werde all diese guten Ideen mit den Marketingmenschen meines zukünftigen Verlages besprechen. Falls sie sie hören wollen.
Bei Leos Geschichte ist das gezielte Marketing eine andere Sache. Leos Geschichte (nettes Mädchen trifft Badboy) kommt jeden Tag zehntausendfach vor. Und es gibt zehntausend Bücher darüber. Ungefähr.
Natürlich nicht zehntausend von MIR, klar. Außerdem haben von den zehntausend gefühlte neuntausenddreihundert eine für mich ziemlich schräge Message.
Aber dennoch finde ich es für Leo schwieriger, mir Kooperationspartner vorzustellen als für den Erstling. Pink Stinks vielleicht. Und, klar, die Schulen. Schulen sind immer gut. Als Selfpublisher kommt man nur in die Schulen schwer rein. Also brauche ich einen Journalistenfreund, der für die Zeitung der Lehrergewerkschaft schreibt oder so. Ich muss mich umhören unter meinen Journalistenfreunden.
Da es primär ein Mädchenbuch wird, wäre natürlich eine Besprechung in der Mädchen oder Bravo auch cool. Oder – fast besser noch – auf einem der populären Youtube-Kanäle. Nur, wie komm ich da rein? Ich denke, meine innere Marketing-Abteilung muss darüber noch ein bisschen nachdenken.
Aber erstmal geh ich mit dem Hund.
Ich behaupte schon seit einer Stunde, ich würde das tun.