Der Zeitplan

Im Verlag ist die Lektorin gleichzeitig die Produktmanagerin. Sie ist dafür verantwortlich, dass das Budget eingehalten wird und der Zeitplan. Sie steht dafür gerade, dass die Autoren rechtzeitig liefern und dass die Herstellung das Gelieferte rechtzeitig in eine hübsche Form gießt.

Hier ist das anders.
Hier bin ich meine Produktmanagerin. Die Lektorin kaufe ich von außen ein – und muss dann natürlich auch dafür sorgen, dass das Budget eingehalten wird. Und der Zeitplan. Und ich muss dafür sorgen, dass ich rechtzeitig meinen Text liefere.

Verlage planen lange, vorausschauend und klug. Im Verlag sähe der Zeitplan entsprechend ungefähr so aus: “Hmmm… Wir hätten da noch einen Programmplatz in Ihrem Genre im Frühjahr 2018. Manuskriptabgabe wäre dann im Mai 17.”

Ich versuche, auch klug zu planen, aber da ich jeden Programmplatz dieser Welt für mich habe, kann ich den Erscheinungstermin selbst festlegen und muss einfach nur überlegen, was einigermaßen realistisch ist.

Die wunderbare Vera Nentwich hat einen Blogpost darüber geschrieben, was nach dem Fertigstellen der Rohfassung noch alles an Arbeiten ansteht: Buchstart: Was zu tun ist.

Wie ich mich kenne, unterschätze ich diese Phase, weswegen vermutlich mein Ziel, Anfang Dezember mein neues Buch in den Händen zu halten nicht sehr realistisch ist. Ich werde es trotzdem anstreben.
Entweder ich schaffe Anfang Dezember – was Leo vielleicht zwei bis fünf Weihnachtseinkäufe bringt – oder ich habe als Erscheinungsdatum dann eine funkelnagelneue 2017 im Buch stehen. Ist beides nicht ganz schlecht.

Geh ich mal von Anfang Dezember aus.

Dann müsste Titel und Cover spätestens Anfang November stehen, damit die Werbung anlaufen kann. Die Leseprobe müsste auch fertig sein.

Anfang Oktober müsste es in die letzte Überarbeitungsrunde beim Lektorat, die Rohfassung müsste also Anfang September stehen. Das wäre in vier Wochen = nicht zu machen. Beim besten Willen nicht.

Realistisch ist: 300 Seiten Rohfassung in sechs Wochen. 50 Seiten pro Woche geht. Sportlich ist es, aber es geht.
Was bedeutet, die Rohfassung könnte Mitte September ins Lektorat (Unmittelbares To-do: Mail an meine Lektorin schreiben, ob das bei ihr einzurichten ist.)

Und dann muss ich eine gute und bezahlbare Coverdesignerin finden – oder selbst üben. Vermutlich aus Budgetgründen eher Letzteres. Nächtelang. Sachbuchcover kann ich, meine Romancoverentwürfe sind bisher noch nie zu meiner Zufriedenheit ausgefallen. Aber das wird schon.
Wenn ich so weit bin, frag ich einfach euch, welches ich nehmen soll. 😀
Auf jeden Fall bleibt das Ganze sportlich.
Wahrscheinlich schaffe ich dann doch das Frühjahrsprogramm 2018.

Es geht los

Auf meinem Schreibtisch ist derzeit durchaus noch kein Mangel an Projekten, die vor Leo da waren und die entsprechend auch vorher bearbeitet werden: die Überarbeitung eines anderen Romans (Oh Gott, diese Szene, wo sie sich küssen! Ich wünschte, Ihr könntet das schon lesen…), die Leseprobe für ein neues Sachbuch, das Lektorat für eine Freundin, und dann noch der Papierkram, der sich immer so ansammelt.

Aber das heißt nicht, dass Leo warten muss, denn zum Glück habe ich mein Gehirn.
Bevor ich mich in eine Geschichte wirklich vertiefe, lasse ich es immer gern schonmal das Grobe erledigen.

tatze

Ich gehöre zu den Leuten, die gehen müssen, um zu denken, und mein Lieblingshund erinnert mich immer wieder freundlich daran, das zu tun… Während wir also gehen, lasse ich mir Leos Geschichte durch den Kopf wandern, überlege hier, zuppele dort ein bisschen… Und sobald ich nach Hause komme, schnappe ich mir meinen Rechner oder mein Notizbuch (manchmal nehme ich es auch tatsächlich mit) und schreibe alles unsortiert auf, inklusive ungelöster Fragen und kluger Zwischenrufe meines Hirns. Das sieht dann ungefähr so aus wie auf dem Bild oben, und es ist ein ziemlich sozial unverträgliches Unterfangen. (“Warte, ich kann gerade nicht, ich muss eben was aufschreiben.”)

In Leos Fall umfasst dieses grobe Gerüst im Augenblick drei Normseiten. Es dient meinem Gehirn dazu, sich weiter daran entlangzuhangeln, zu arbeiten und zu strukturieren, während ich andere Dinge tue. Und wenn wir uns das nächste Mal zusammensetzen, präsentiert es mir die Ergebnisse – und die Fragen, die es noch hat.
Sowas wie: Was ist eigentlich Leos Ziel? Wie hört das Buch überhaupt auf? Findest du den Schluss, wie er derzeit angedacht ist, wirklich befriedigend? Und diese saucoole Szene mit dem Gerüst, passiert die vor oder nach dem Midpoint? Und, mal echt, diese eine sowas von gar nicht jugendfreie Szene – hättest du sowas mit 14 lesen wollen?
Mein Gehirn diskutiert solche Fragen wirklich sehr angeregt mit mir, und ich freue mich schon auf unser erstes offizielles Meeting, sobald ich mit den anderen Aufgaben durch bin.

 

 

 

Leo und ich – und Ihr

Geschichtenplanung

Natürlich geht es bei Leos Geschichte zu allererst einmal um die Geschichte.
Klar, ich könnte einfach anfangen, ein bisschen losschreiben, sehen, was passiert, wo die Charaktere mich hinführen und hoffen, dass was Lesbares draus wird.

Über die Jahre habe ich allerdings festgestellt, dass Stephen King das können mag – ich kann es nicht. Sämtliche Geschichten, die ich auf diese Weise geschrieben habe, waren entweder nicht länger als 20 Seiten oder sind im Nirvana meiner (damals noch) Schubladen oder Festplatten versickert.
Romane funktionieren bei mir nur, wenn ich sie plane, und zwar von A bis Z. Wie ich die aktuelle Geschichte entwickele, was dabei noch fehlt und was schon ganz gut ist, braucht mindestens fünf andere Posts, und die kommen – versprochen.

Wie kommt das Buch zu euch?

Doch eine Geschichte, selbst, wenn es die beste Geschichte der Welt wäre, ist nichts ohne die Menschen, in deren Köpfen und Herzen sie widerhallt und  lebendig wird.

Das heißt, Ihr – und hoffentlich viele andere Menschen – müssen überhaupt erstmal von der Geschichte wissen und sie finden können unter den 300 Büchern, die in Deutschland jeden Tag neu erscheinen.

Und auch das muss ich von Anfang an mit planen. Natürlich könnte ich auch hier einfach das (dann irgendwann) Geschriebene auf amazon hochladen und sehen, was passiert. Wahrscheinlich würden etwa fünf Leute mein Buch runterladen, drei würden mich fragen, ob es das auch auf Papier gibt, und das wär’s. Dafür ist es mir zu viel Arbeit.

Ich muss also dafür sorgen, dass das Buch zu euch kommen kann.
Dafür gibt es zwei Wege.

Weg eins
Der eine – ich gebe zu, der von mir durchaus favorisierte – wäre: Meine Agentin liebt die Geschichte, bietet sie begeistert den Verlagen an, drei Lektorinnen verknallen sich auf der Stelle in meine Charaktere, und der Verlag mindestens einer dieser Lektorinnen ist so angetan, dass er das Buch kauft, mir einen Vorschuss zahlt, von dem ich im Urlaub ein Schlauchboot mieten und ein Eis kaufen kann, die Marketingmaschine anlaufen lässt und für das Buch in sämtlichen Thalia-Buchhandlungen den Tisch am Eingang kauft.
Das wäre Variante eins.

Web zwei
Variante eins ist, auch wenn man sprachlich und inhaltlich gute Bücher schreibt, ungefähr so wahrscheinlich wie ein … naja, wie ein Fünfer im Lotto. Deswegen habe ich für dieses Projekt zunächst einmal Weg zwei im Auge. (Krasses Bild übrigens. Stellt euch einen Weg im Auge vor! Autsch.)
Weg zwei ist: Ich mach’s selbst. Alternative Rock mit Geigen auf Independent Papier. Realistisch werde ich mir nicht die Tische an den Eingängen sämtlicher Thalia-Buchhandlungen kaufen können.
Aber ich kann durchaus selbst dafür sorgen, dass ich in einem halben Jahr ein richtig gutes Produkt in der Hand halte. Eins, das auf jeder Ebene mit den – guten 😛 – Verlagstiteln mithalten kann.
Ich kann von Anfang an denken, wie ein Verlag, der Bücher von der ersten Minute an durch die Marketingabteilung mit denken lässt.
In Kürze: Ich kann mein Bestes tun, es entdeckbar zu machen.

Wie wird mein Buch entdeckbar – Schritt 1

Ungeschlagener Meister, wenn es um die Entdeckbarkeit von Indies geht, ist (denkt euch hier ein Zähenknirschen) amazon. amazons Algorithmen favorisieren Selbstverleger, die sich exklusiv an amazon binden. Sonst wäre es, wie Johannes Monse gestern so schön sagte, kaum erklärbar, dass in den eBook-Rankings ein amazon-KDP-Buch aufs nächste folgt. Es ist nämlich leider tatsächlich so, dass es ziemlich viele ziemlich schrottige selbst verlegte Bücher gibt. Das heißt, wenn ich es selbst mache, würde ich das eBook über amazon laufen lassen und die gedruckte Version von Ruckzuckbuch kaufen.
Warum ausgerechnet die, wo es doch inzwischen eine Vielfalt von Print-on-demand-Dienstleistern gibt? Ganz einfach. Weil die Jungs von Ruckzuckbuch damals, als ich noch meinen Miniverlag hatte und recherchierte, wo ich am besten Kleinauflagen drucken konnte, bereits auf Recyclingpapier druckten. Weil sie NETT sind. Weil sie anständig sind. Und weil ich anständige Unternehmen viel lieber unterstütze als fette Fische.
Mit dieser Kombination – eBook über Amazon KDP und Papierbuch über Ruckzuckbuch (super Distribution, mittags bestellt, morgens um neun in der Buchhandlung eurer Wahl) – wäre die logistische Seite perfekt bedient.

Wie wird mein Buch entdeckbar – Schritt 2

Das Buch könnte dann also zu euch kommen. Jetzt müsstet Ihr nur noch wissen, dass es da ist.
Wäre es ein Lokalkrimi, würde ich zu diesem Zeitpunkt einfach alle lokalen und regionalen Buchhandlungen durchtelefonieren.
Hätte es ein besonders exotisches Schwerpunktthema, würde mir auch was einfallen.
Für meinen Erstling zum Beispiel habe ich mir schon ziemlich viele Gedanken über Werbung gemacht. Mein Erstling hat einen Klimawandel-Schwerpunkt. Den könnte ich meinen Nachhaltigskeitsjournalisten-Freunden empfehlen. Ich könnte coole kleine Lesungen auf Sea-Shepherd-Events machen. Ich könnte mit Umweltverbänden kooperieren. Auf Umweltmessen gehen. Schulen mit dem Klimathema versorgen. Ich könnte… Bei meinem Erstling fällt mir dazu Vieles ein. Aber mein Erstling wird, so die Götter wollen, sehr bald ein sehr feiner Verlagstitel, und ich werde all diese guten Ideen mit den Marketingmenschen meines zukünftigen Verlages besprechen. Falls sie sie hören wollen.

Bei Leos Geschichte ist das gezielte Marketing eine andere Sache. Leos Geschichte (nettes Mädchen trifft Badboy) kommt jeden Tag zehntausendfach vor. Und es gibt zehntausend Bücher darüber. Ungefähr.
Natürlich nicht zehntausend von MIR, klar. Außerdem haben von den zehntausend gefühlte neuntausenddreihundert eine für mich ziemlich schräge Message.
Aber dennoch finde ich es für Leo schwieriger, mir Kooperationspartner vorzustellen als für den Erstling. Pink Stinks vielleicht. Und, klar, die Schulen. Schulen sind immer gut. Als Selfpublisher kommt man nur in die Schulen schwer rein. Also brauche ich einen Journalistenfreund, der für die Zeitung der Lehrergewerkschaft schreibt oder so. Ich muss mich umhören unter meinen Journalistenfreunden.
Da es primär ein Mädchenbuch wird, wäre natürlich eine Besprechung in der Mädchen oder Bravo auch cool. Oder – fast besser noch – auf einem der populären Youtube-Kanäle. Nur, wie komm ich da rein? Ich denke, meine innere Marketing-Abteilung muss darüber noch ein bisschen nachdenken.

Aber erstmal geh ich mit dem Hund.
Ich behaupte schon seit einer Stunde, ich würde das tun.

Die Entscheidung

Derzeit habe ich drei Ideen im Kopf herumlaufen. Eine davon wird über nächsten Monate ein Buch werden.

Aber welches Buch schreibe ich?

Und wie entscheide ich das überhaupt?
Der erfolgreiche Drehbuchautor und Independent-Papier-Rocker Michael Meisheit macht mit “Backstage” ein ähnliches Projekt wie ich. Er hat ein paar Kriterien entwickelt, um diese Frage “Taugt meine Idee?” zu beantworten.
Am besten gefällt mir der Wegguck-Test: Wenn er jemandem auf einer Party von seiner Idee erzählt, und derjenige plötzlich dringend sein Getränk nachfüllen muss, weiß er, dass die Idee nicht taugt.

Mein Problem mit den Partys ist: Ich gehe so selten auf welche.
Ich erzähle schon durchaus Leuten von meinen Ideen, aber das sind in der Regel Freundinnen, und die sind so nett und freuen sich immer.

Deswegen brauche ich euch.

Ich stelle euch mal meine Ideen vor.
Natürlich habe ich meinen Favoriten, und natürlich weiß ich, welche Genres im Selfpublishing-Bereich laufen und welche … naja… eher nicht.
Aber völlig ungeachtet all dessen hätte ich gern eure Meinung zu diesen drei Buchideen.

 

all-access-noahJugendroman (ab ca. 12)
(könnte als Anfang einer Serie dienen)
Noah ist 15. Er in allem super, sportlich und charmant und erfolgreich. Er hat nur ein Problem. Er darf wegen einer seltenen Erbkrankheit nie mit auf Klassenfahrten und geht nur zu speziellen Ärzten. Genaugenommen weiß er nicht so genau, was er da tut (weil er ja nie krank ist).
Noah fängt erst nach und nach an zu begreifen, was wirklich an ihm anders ist, als er ein Gespräch seiner Eltern belauscht… Und das bringt alle in Gefahr.

 

all-access-marleneFrauenroman
Marlene ist Ende 40. Sie arbeitet als Bauzeichnerin, ärgert sich ab und zu, dass die schnöseligen Architekten-Jungspunde besser bezahlt werden, obwohl sie die praktische Ahnung hat, mag aber ihren Job eigentlich gern. Trotzdem träumt sie von einer anderen Karriere: Marlene schreibt Krimis, mit bisher eher mäßigem Erfolg. Doch dann schmiedet Marlene zusammen mit einem ihrer jungen Schnöselkollegen einen äußerst karrierefördernden Plan – von dem Marlenes Mann wenig begeistert ist und der ihnen bald um die Ohren fliegt.

 

all-access-leoJugendroman (ab ca. 14)
Leo ist 18 und zum Studieren von zu Hause ausgezogen. Ihr Leben lang hat sie sich Geschichten ausgedacht und auch sonst ein bisschen in ihrer eigenen Welt gelebt, stets begleitet von einer der Figuren aus ihren Geschichten.
In der neuen Stadt ändert sich das. Sie beschließt, endlich cool zu sein und dazu zu gehören und wilde Dinge zu tun. Das fällt ihr allein deswegen nicht schwer, weil in ihrer WG auch Loris wohnt, der sehr gern wilde Dinge tut. Leos Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie feststellt, dass sie Sachen über ihn weiß, die sie gar nicht wissen kann.

Gebt einer Figur eure Stimme. 🙂
(Man muss noch in dem Umfragekasten runterscrollen und “Fertig” klicken, wenn ich das richtig verstanden habe.)

[Umfrage beendet]