Tatatatataaaaa!

Vom Handy aus kann ich die Nachrichten in einer meiner Inboxen nicht sehen.
Ich sehe nur, dass da was gekommen ist.
Am Freitag beim Schreibkurs in Wolfenbüttel saß ich also da, wusste, ich habe Post bekommen und rutschte immer unruhiger auf meinem Stuhl hin und her, je weiter der Tag fortschritt.
In meiner Inbox warteten Coverfotos, und ich kam nicht ran.
Bitte, lass sie gut sein. Bitte, lass sie gut sein, bittelasssiegutsein… Der Rechner ist – das schwöre ich – noch nie so langsam hochgefahren. Was mach ich denn, wenn sie nicht gut sind? “Äh, danke, das ist so lieb, aber… äh…”
Sie müssen einfach gut sein.

leo_neu6Als der Rechner mir endlich den Blick in die Inbox gewährte, habe ich fast losgeheult.

Sie waren gut. Sie waren so gut. So passend. So einfühlsam.
So, dass ich was damit machen konnte.

leo_neu10Also konnte ich wieder nicht schlafen, sondern musste nächtelang unzählige Cover bauen.
leo_neu1, leo_neu2, leo_neu3…, leo_ganzneu25, leo_ganzneu26…
Ich kann mit sehr wenig Schlaf auskommen, wenn ich mit Bildern zu tun habe. Und nu sitz ich hier und kann mich nicht entscheiden.

Das hier sind meine Favoriten:

leo_neu13leo_neu12

leo_neu9

 

leo_neu13a

Man muss auch mal loslassen können

Eins hab ich ja noch nicht verraten, was meine Nichte gesagt hat.
Weil ich wusste, dass sie Recht hat, aber weil ich mich nicht von meinem wunderbaren – Gott, isses nicht schön? – Schneecover mit den Herzchen lösen konnte.

Sie sagte:

Das ist ein Cover für ein Erwachsenenbuch.

Zack.

“Isses nicht!”, brüllte die Grafikerin in mir. “Die hat ja keine Ahnung! WER ist denn hier die Grafikerin, häh?”
Und die Autorin schüttelte fassungslos den Kopf und nahm die Grafikerin in Schutz. “Echt mal – kann ja nicht jeder rosa Schnörkel auf dem Cover haben! Deswegen ist es ja noch lange kein Erwachsenenbuch.”
Nur die Marketingchefin nickte bedächtig und strich sich die Haare aus der Stirn. “Mädels, nicht aufregen. Was ist, wenn sie RECHT hat?”

Meine inneren Instanzen sahen sich in die Augen, und eine nach der anderen nickten sie.

Ich dachte an das schlaffe “Jugendbuch”, das ich neulich zum Frühstück gelesen habe, in dem es die Hälfte der Zeit nur darum ging, wieviel Verständnis die (auch untereinander sehr verständnisvollen und konfliktarmen Jugendlichen) mit ihren geschiedenen Eltern haben. Geschrieben von einer 40jährigen Frau für 40jährige Frauen, auch wenn “Jugendbuch” draufsteht.
Aber so ein Buch wird Leo nicht. Und es soll auch nicht so aussehen. Sonst hätte ich es ja gleich Schneesommer nennen können.

Also. Dreimal tief durchgeatmet und WEG MIT DEM SCHNEE.
Weg mit den Herzchen.

Her mit was Neuem!

Tschakka.

Andere meckern über ihre doofen Cover und schrottigen Titel und über die Grafikabteilung, die Argumenten und Änderungswünschen so ablehnend gegenübersteht.
Und hier sind alle so wahnsinnig kooperativ! Die machen alle das, was ich will!
Die Grafikerin arbeitet am besten nachts, und als die Autorin morgens aufwachte, lag der neue Coverentwurf schon am Arbeitsplatz.

[Und an dieser Stelle war jetzt eigentlich ein echt schicker, jugendbuchiger Coverentwurf, den ich euch zeigen würde, wenn mir nicht gerade jemand angeboten hätte, eine Fotosession extra für mich abzuhalten. *herzchen* *herzchen* *herzchen*
Ich darf noch kein rührseliges Begeisterungsposting schreiben, aber ich warte jetzt sehnsüchtig auf die Bilder und nehme so lange den Coverentwurf raus, der die Autorin über zwei Tage hat glücklich in der Gegend rumhopsen lassen. Weil vielleicht ein NOCH schönerer kommt.]

 

 

 

 

Die Zielgruppe

Ich bin so stolz und glücklich über mein schönes Cover und den tollen, einzigartigen Titel.

“Guck mal, ist das Cover nicht richtig gut geworden?”, frag ich deswegen meine 17jährige Nichte. “Würdest du das im Buchladen in die Hand nehmen und angucken?”

“Auf jeden Fall”, wird sie schreiben, denn es ist wahr. “Das ist das schönste Cover, das ich je gesehen habe, und ich würde es, noch bevor ich das Buch gelesen habe, allen meinen Freundinnen empfehlen.”
Klar, kann ich verstehen, bei dem tollen Cover.
Genau das wird sie schreiben.

Abends um zehn kommt endlich ihre WhatsApp.
“Wahrscheinlich eher nicht.”
Oh.
“Mir gefällt das Design ganz gut, aber mir fehlt die Protagonistin oder das Thema des Buches. Bei einem Drachenbuch könnte zum Beispiel ein Drache drauf sein.”
Ich antworte verschnupft: “Naja, aber … Liebesgeschichte … Herzchen…”
“Klar, die Herzchen sind toll.”
Wenigstens was.
“Falls man die Abbildung so lässt, müsste der Titel irgendwie außergewöhnlich sein.”

Ich … äh … ich mochte meinen Titel.
Ich fand den außergewöhnlich.
Ich fand, der hatte alles, was ein Titel haben muss. Zumindest tausend mal besser als Rosensommer, Himbeersommer, Apfelsommer, Heidelbeersommer und was gerade sonst so an Titeln in ist. (Wobei – das sind ja in der Regel keine Jugendbücher, die haben schon ccolere Titel.)

Und dann dachte ich an Gayle Forman. If I stay. Where She Went. Schöne Bücher mit schönen Titeln. (Okay, ich kenne nur das erste, aber trotzdem. Gute Titel.)
Was, wenn ich das auch könnte, was Gayle Formans Verlagsleute können?

Ein fetter Dank und eine virtuelle Runde Cookies gehen an dieser Stelle an die tollen Frauen aus meinem Büro, die mein Brainstormingbedürfnis nachts um zehn geduldig ertragen haben und mir geholfen haben, den hier zu finden:

cover_(c)juliadibbern6

Ich glaube, so bleibt es jetzt.
Also – der Titel bleibt so (den finde ich so gut, dass ich gleich Titelschutz dafür beantragt habe – das erste Mal in meinem Leben.)
Bis morgen oder so.

Zeitplan – Theorie und Praxis

Ich denke… Anfang des Jahres ist eine viel bessere Zeit, um ein Buch rauszubringen als kurz vor Weihnachten, wenn alle eh satt sind von all der Werbung und dem vielen Kuchen und so.

Zu dieser Erkenntnis bin ich zugegebenermaßen nicht ganz von allein gekommen, sondern das Leben und mein übervoller Schreibtisch haben mich dezent darauf hingewiesen.
Aber jetzt ist Slow Family im Druck, und sowohl das wunderschöne rosa-flauschige Hollywood-Ende als auch mein geliebtes Titanic-Ende sind aus dem Zweitling getilgt.
Die eine oder andere Familiensache, die sich unerwartet dazwischen gedrängelt hatte, ist geregelt – ab nächste Woche kann es also unter vollen Segeln weitergehen mit Leo.

James Frey behauptet, wenn man schnell ist, könne man 10 Seiten in der Stunde schreiben. Und eine Schnecke, schreibt er kackdreist, würde immer noch zwei Seiten pro Stunde schaffen.
Da würde ich mich gern mal persönlich mit ihm drüber unterhalten. Ich glaube nämlich, dass die Qualität massiv leidet, wenn man ein ganzes Buch so runterreißt.

Wenn ich an einer Szene rumkauen muss (sie mit zwischen mir, dem Hund und dem Schreibtischstuhl verteilten Rollen nachspielen zum Beispiel), schaffe ich gerade mal eine halbe Seite pro Stunde.
Und wenn ich richtig, RICHTIG schnell bin, werden es 17 bis 20 Seiten am Tag.
Aber danach bin ich leer.
Da mag das Buch noch so phänomenal geplant sein, ich mag noch so genau wissen, was in der nächsten Szene drankommt, ich muss dann trotzdem erstmal einen halben Tag auf dem Deich rumlaufen oder Wäsche waschen oder die Küche wischen. Vielleicht ist das bei James anders, aber mein Gehirn braucht Pausen.

Weil ich keine Bücher schreiben mag, die nicht das beste Buch sind, das ich in dem Moment schreiben kann, wird es mit Leo also Januar. Und falls ich es vorher schaffe, umso besser.

Es grüßt euch,
die Schnecke

And the winner is…

So. Drei Tage, in denen ich nicht wusste, wer von meinen Figuren das Rennen macht, sind vorbei. Ich könnte jetzt so tun, als hätte ich gezittert und gebebt, und vermutlich wäre das dramaturgisch auch wertvoll. Aber das hier soll ja ein ehrliches Projekt werden. Ich hatte in den letzten Tagen so viele anders zu tun und zu denken, dass ich kein bisschen nervös war.

Der Sieger steht fest.
So ungefähr.

Weil meine drei Tage heute Morgen um acht abgelaufen waren, ich aber zu der Zeit den Nachbarn beim Umziehen helfen, den netten Umzugsmännern Kaffee kochen und mit meinen Kolleginnen in der Teeküche rumhängen musste. Deswegen WEISS ich nicht, wie das Ergebnis um acht aussah.

Aber ich weiß, wie es kurz nach Eröffnung meiner Umfrage aussah: So.

umfrageMarlene hatte von Anfang an nicht so gute Chancen, fürchte ich. Ich habe diese Umfrage schließlich hauptsächlich auf meiner Facebook-Seite publik gemacht, die hauptsächlich von Menschen “geliket” wird, die mich durch meine Familiensachbücher kennen. Noah lag (siehe Bild) am Anfang klar vorn.

Er hat den Vorsprung eine Weile gehalten, aber dann hat Leo aufgeholt.

Und das Ergebnis heute Morgen um zehn ist dieses:

umfrage_final

Ich habe euch die absoluten Zahlen mal mit gezeigt. Sie mögen dem/der einen oder anderen hoffnungsvollen Romanschreiber(in) den Zahn ziehen, dass man mal eben schnell aus dem Nichts mit Schreiben reich werden kann.

(Zum Thema Reichweite/ Facebook/ Werbung werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr schreiben.)

Wer also hat das Rennen gemacht?

“Schreib einfach beide”, hat eine Facebook-Freundin vorgeschlagen. Auf lange Sicht werde ich das tun, weil ich die Noah-Geschichte zu gut finde, um sie nicht zu schreiben, auch wenn sie laut meiner Agentin so ungefähr null Chancen auf dem derzeitigen Markt hätte.

Meine Vernunft siegt. Leo hat gewonnen.

Das hat den großen Vorteil, dass Ihr dabei GANZ von Anfang an mitbekommt, wie ich schreibe. Die Noah-Geschichte ist bereits fertig geplottet, und die ersten 50 Seiten Rohfassung sind geschrieben. Mit Leo fange ich ganz von vorn an.

Morgen. Ich freue mich drauf.

 

Die Entscheidung

Derzeit habe ich drei Ideen im Kopf herumlaufen. Eine davon wird über nächsten Monate ein Buch werden.

Aber welches Buch schreibe ich?

Und wie entscheide ich das überhaupt?
Der erfolgreiche Drehbuchautor und Independent-Papier-Rocker Michael Meisheit macht mit “Backstage” ein ähnliches Projekt wie ich. Er hat ein paar Kriterien entwickelt, um diese Frage “Taugt meine Idee?” zu beantworten.
Am besten gefällt mir der Wegguck-Test: Wenn er jemandem auf einer Party von seiner Idee erzählt, und derjenige plötzlich dringend sein Getränk nachfüllen muss, weiß er, dass die Idee nicht taugt.

Mein Problem mit den Partys ist: Ich gehe so selten auf welche.
Ich erzähle schon durchaus Leuten von meinen Ideen, aber das sind in der Regel Freundinnen, und die sind so nett und freuen sich immer.

Deswegen brauche ich euch.

Ich stelle euch mal meine Ideen vor.
Natürlich habe ich meinen Favoriten, und natürlich weiß ich, welche Genres im Selfpublishing-Bereich laufen und welche … naja… eher nicht.
Aber völlig ungeachtet all dessen hätte ich gern eure Meinung zu diesen drei Buchideen.

 

all-access-noahJugendroman (ab ca. 12)
(könnte als Anfang einer Serie dienen)
Noah ist 15. Er in allem super, sportlich und charmant und erfolgreich. Er hat nur ein Problem. Er darf wegen einer seltenen Erbkrankheit nie mit auf Klassenfahrten und geht nur zu speziellen Ärzten. Genaugenommen weiß er nicht so genau, was er da tut (weil er ja nie krank ist).
Noah fängt erst nach und nach an zu begreifen, was wirklich an ihm anders ist, als er ein Gespräch seiner Eltern belauscht… Und das bringt alle in Gefahr.

 

all-access-marleneFrauenroman
Marlene ist Ende 40. Sie arbeitet als Bauzeichnerin, ärgert sich ab und zu, dass die schnöseligen Architekten-Jungspunde besser bezahlt werden, obwohl sie die praktische Ahnung hat, mag aber ihren Job eigentlich gern. Trotzdem träumt sie von einer anderen Karriere: Marlene schreibt Krimis, mit bisher eher mäßigem Erfolg. Doch dann schmiedet Marlene zusammen mit einem ihrer jungen Schnöselkollegen einen äußerst karrierefördernden Plan – von dem Marlenes Mann wenig begeistert ist und der ihnen bald um die Ohren fliegt.

 

all-access-leoJugendroman (ab ca. 14)
Leo ist 18 und zum Studieren von zu Hause ausgezogen. Ihr Leben lang hat sie sich Geschichten ausgedacht und auch sonst ein bisschen in ihrer eigenen Welt gelebt, stets begleitet von einer der Figuren aus ihren Geschichten.
In der neuen Stadt ändert sich das. Sie beschließt, endlich cool zu sein und dazu zu gehören und wilde Dinge zu tun. Das fällt ihr allein deswegen nicht schwer, weil in ihrer WG auch Loris wohnt, der sehr gern wilde Dinge tut. Leos Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie feststellt, dass sie Sachen über ihn weiß, die sie gar nicht wissen kann.

Gebt einer Figur eure Stimme. 🙂
(Man muss noch in dem Umfragekasten runterscrollen und “Fertig” klicken, wenn ich das richtig verstanden habe.)

[Umfrage beendet]