Klappentext

“Guck mal, guck mal, guck mal! Viel jugendbuchiger, oder?”

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Ich schicke die WhatsApp ab und warte.
Meine Nichte ist aber leider nicht so WhatsApp-süchtig wie ich, deswegen muss ich warten.
Und warten.
Und warten.

Vielleicht traut sie sich nur nicht zu antworten, weil sie es total doof findet und nett zu mir sein will?
Meine Lieblings-ehemalige-Praktikantin habe ich auch gefragt, die mochte es. Und meine Teilzeittochter auch. Und ich mag es ja auch. Und in meinem Büro mögen es alle, und meine inneren Instanzen sind glücklich, und meine beste Freundin sagt: “Das ist toll.”

Trotzdem sitze ich jetzt hier und knabbere Fingernägel.
Abends dann endlich: “Viel besser. Sogar mit Protagonistin drauf. 😀 Worum geht es in dem Buch eigentlich?”

Leo braucht einen Klappentext.

Ein Blick in die Teeküche meines virtuellen Büros. “Ist jemand da? Könnt ihr mal gerade gucken?”
Wir schleifen und feilen ein bisschen, ich schulde dem Büro ein paar Cookies mehr, und dann hat Leo einen Klappentext.

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Tatatatataaaaa!

Vom Handy aus kann ich die Nachrichten in einer meiner Inboxen nicht sehen.
Ich sehe nur, dass da was gekommen ist.
Am Freitag beim Schreibkurs in Wolfenbüttel saß ich also da, wusste, ich habe Post bekommen und rutschte immer unruhiger auf meinem Stuhl hin und her, je weiter der Tag fortschritt.
In meiner Inbox warteten Coverfotos, und ich kam nicht ran.
Bitte, lass sie gut sein. Bitte, lass sie gut sein, bittelasssiegutsein… Der Rechner ist – das schwöre ich – noch nie so langsam hochgefahren. Was mach ich denn, wenn sie nicht gut sind? “Äh, danke, das ist so lieb, aber… äh…”
Sie müssen einfach gut sein.

leo_neu6Als der Rechner mir endlich den Blick in die Inbox gewährte, habe ich fast losgeheult.

Sie waren gut. Sie waren so gut. So passend. So einfühlsam.
So, dass ich was damit machen konnte.

leo_neu10Also konnte ich wieder nicht schlafen, sondern musste nächtelang unzählige Cover bauen.
leo_neu1, leo_neu2, leo_neu3…, leo_ganzneu25, leo_ganzneu26…
Ich kann mit sehr wenig Schlaf auskommen, wenn ich mit Bildern zu tun habe. Und nu sitz ich hier und kann mich nicht entscheiden.

Das hier sind meine Favoriten:

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Man muss auch mal loslassen können

Eins hab ich ja noch nicht verraten, was meine Nichte gesagt hat.
Weil ich wusste, dass sie Recht hat, aber weil ich mich nicht von meinem wunderbaren – Gott, isses nicht schön? – Schneecover mit den Herzchen lösen konnte.

Sie sagte:

Das ist ein Cover für ein Erwachsenenbuch.

Zack.

“Isses nicht!”, brüllte die Grafikerin in mir. “Die hat ja keine Ahnung! WER ist denn hier die Grafikerin, häh?”
Und die Autorin schüttelte fassungslos den Kopf und nahm die Grafikerin in Schutz. “Echt mal – kann ja nicht jeder rosa Schnörkel auf dem Cover haben! Deswegen ist es ja noch lange kein Erwachsenenbuch.”
Nur die Marketingchefin nickte bedächtig und strich sich die Haare aus der Stirn. “Mädels, nicht aufregen. Was ist, wenn sie RECHT hat?”

Meine inneren Instanzen sahen sich in die Augen, und eine nach der anderen nickten sie.

Ich dachte an das schlaffe “Jugendbuch”, das ich neulich zum Frühstück gelesen habe, in dem es die Hälfte der Zeit nur darum ging, wieviel Verständnis die (auch untereinander sehr verständnisvollen und konfliktarmen Jugendlichen) mit ihren geschiedenen Eltern haben. Geschrieben von einer 40jährigen Frau für 40jährige Frauen, auch wenn “Jugendbuch” draufsteht.
Aber so ein Buch wird Leo nicht. Und es soll auch nicht so aussehen. Sonst hätte ich es ja gleich Schneesommer nennen können.

Also. Dreimal tief durchgeatmet und WEG MIT DEM SCHNEE.
Weg mit den Herzchen.

Her mit was Neuem!

Tschakka.

Andere meckern über ihre doofen Cover und schrottigen Titel und über die Grafikabteilung, die Argumenten und Änderungswünschen so ablehnend gegenübersteht.
Und hier sind alle so wahnsinnig kooperativ! Die machen alle das, was ich will!
Die Grafikerin arbeitet am besten nachts, und als die Autorin morgens aufwachte, lag der neue Coverentwurf schon am Arbeitsplatz.

[Und an dieser Stelle war jetzt eigentlich ein echt schicker, jugendbuchiger Coverentwurf, den ich euch zeigen würde, wenn mir nicht gerade jemand angeboten hätte, eine Fotosession extra für mich abzuhalten. *herzchen* *herzchen* *herzchen*
Ich darf noch kein rührseliges Begeisterungsposting schreiben, aber ich warte jetzt sehnsüchtig auf die Bilder und nehme so lange den Coverentwurf raus, der die Autorin über zwei Tage hat glücklich in der Gegend rumhopsen lassen. Weil vielleicht ein NOCH schönerer kommt.]

 

 

 

 

Die Zielgruppe

Ich bin so stolz und glücklich über mein schönes Cover und den tollen, einzigartigen Titel.

“Guck mal, ist das Cover nicht richtig gut geworden?”, frag ich deswegen meine 17jährige Nichte. “Würdest du das im Buchladen in die Hand nehmen und angucken?”

“Auf jeden Fall”, wird sie schreiben, denn es ist wahr. “Das ist das schönste Cover, das ich je gesehen habe, und ich würde es, noch bevor ich das Buch gelesen habe, allen meinen Freundinnen empfehlen.”
Klar, kann ich verstehen, bei dem tollen Cover.
Genau das wird sie schreiben.

Abends um zehn kommt endlich ihre WhatsApp.
“Wahrscheinlich eher nicht.”
Oh.
“Mir gefällt das Design ganz gut, aber mir fehlt die Protagonistin oder das Thema des Buches. Bei einem Drachenbuch könnte zum Beispiel ein Drache drauf sein.”
Ich antworte verschnupft: “Naja, aber … Liebesgeschichte … Herzchen…”
“Klar, die Herzchen sind toll.”
Wenigstens was.
“Falls man die Abbildung so lässt, müsste der Titel irgendwie außergewöhnlich sein.”

Ich … äh … ich mochte meinen Titel.
Ich fand den außergewöhnlich.
Ich fand, der hatte alles, was ein Titel haben muss. Zumindest tausend mal besser als Rosensommer, Himbeersommer, Apfelsommer, Heidelbeersommer und was gerade sonst so an Titeln in ist. (Wobei – das sind ja in der Regel keine Jugendbücher, die haben schon ccolere Titel.)

Und dann dachte ich an Gayle Forman. If I stay. Where She Went. Schöne Bücher mit schönen Titeln. (Okay, ich kenne nur das erste, aber trotzdem. Gute Titel.)
Was, wenn ich das auch könnte, was Gayle Formans Verlagsleute können?

Ein fetter Dank und eine virtuelle Runde Cookies gehen an dieser Stelle an die tollen Frauen aus meinem Büro, die mein Brainstormingbedürfnis nachts um zehn geduldig ertragen haben und mir geholfen haben, den hier zu finden:

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Ich glaube, so bleibt es jetzt.
Also – der Titel bleibt so (den finde ich so gut, dass ich gleich Titelschutz dafür beantragt habe – das erste Mal in meinem Leben.)
Bis morgen oder so.

Cover-Evolution

Immer, wenn ich zu müde bin zum Schreiben, aber noch was Sinnvolles tun will, kümmere ich mich (ich glaube, das hab ich schon mal geschrieben) um das, was bei Verlagsbüchern andere Leute machen.

In Verlagen ist das dann so, dass – zum Beispiel – verschiedene Covervarianten ausgedruckt und auf dem Tisch verteilt werden, und die Lektorinnen und Lektoren und die Herstellerin und die Leute von der Marketingabteilung stehen darum herum und betrachten die verschiedenen Varianten kritisch und überlegen und brainstormen und stellen Fragen und finden dann schließlich das Cover, das sie mögen und meinen, gut verkaufen zu können.
Bisher hatte ich da immer Glück.
Sowohl meine Titel als auch die Cover meiner Sachbücher fand ich wirklich gelungen.
Bei Romanen, hat man mir erzählt, passiert es aber auch gern mal, dass die Autorin bei einem Titel-/Covervorschlag blass wird, schluckt und tapfer sagt: “Okay. Wenn es sein muss.”

Da hier weder der Hund noch die Karnickelschar willens sind, als Lektorat und Marketingabteilung einzuspringen (und auch nicht so einen augefeilten Geschmack haben, was das angeht), kann ich nur Familie und Freunde fragen. Und EUCH.

leo2 Stellt euch also vor, wir stünden (ständen?) um den großen prächtigen Redaktionstisch herum. schnee4

Darauf jede Menge Titelideen und Cover, die alle ihre Berechtigung hatten und von denen einige sogar ausbaufähig gewesen wären.

cover_160801Aus unterschiedlichsten Gründen wurden sie verworfen, zusammengeknüllt und in die Ecke geschmissen. (Wobei ich dem ersten mit der Puderwolke immer noch nachtrauere, aber ich konnte mir das phänomenale Bild schlicht nicht leisten.)

 

Übrig bleibt das Blaue in all seinen Entwicklungsstufen.

coverevolution

Die Chefgrafikerin hat eine klare Meinung dazu – sie hat ja nicht umsonst immer weiter verbessert, bis sie das fand, was ihr am besten gefiel. (Und sie hat nicht umsonst die HERZCHEN eingesprenkelt.)
Die Autorin steht davor und sagt: “Hm, ja… Schon ganz nett. Aber nur fast 100%-ig.”
Die Grafikerin ist leicht genervt – wer ist hier schließlich der Profi? Die Autorin soll schreiben und ansonsten einfach den Mund halten und Grafik und Marketingabteilung mal ihren Job erledigen lassen.
Zähneknirschend macht sie sich trotzdem wieder an die Arbeit, bis die Autorin endlich, endlich zufrieden ist.

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Aber wie stehen die Chancen, dass die Zielgruppe es auch abnickt?
Mehr dazu im nächsten Post. 🙂

Der Test

Ich bin nicht so vermessen, dass ich glaube, mit meinem kleinen Self-Publishing-Projekt jemals in die Buchläden zu kommen – geschweige denn auf den Tisch und nicht ins Regal.
Aber da es ja immer heißt, man soll seinem Buch ein Cover geben, das mit Profi-Covern mithalten kann…
Das hier ist der Härtetest (also, einer der vielen, die Cover und Buch noch bestehen werden müssen) mit dem derzeitigen Entwurf.

Fällt es raus?
Irgendwie schon, oder? Und nicht nur, weil mir nicht hundertprozentig gelungen ist, die Lichtfarbe anzupassen.
Oder doch nicht?
Ich bin leider etwas betriebsblind…

 

Mein hübsches Baby

Donnerstag Abend, und ich bin mit 83 Seiten Rohfassung fast im Zeitplan. FAST.
Aber zwischendurch muss ich ja auch nochmal für Geld arbeiten oder durch die Republik fahren zur Verlagskonferenz, mit dem Hund rausgehen oder nachsehen, ob die Bienen wieder gefüttert werden müssen. Sowas ist auch wichtig.

Oder ich muss ein bisschen prokrastinieren und Cover basteln.
Das Schöne am Selfpublishing ist ja, dass das dann trotz Rumdödelei sinnvoll ist und das Gesamtprojekt weiterbringt. Ich habe also mit fast gutem Gewissen nicht nur zwischendurch ein halbes Stündchen Cover gebastelt, sondern eher so den Zeitgegenwert der 17 zum Wochensoll fehlenden Seiten.

Und, was soll ich sagen?
Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.
Nicht unbedingt mit den 75 Zwischenstufen, die mich dahin geführt haben, aber das macht ja nichts. Die hat bei meinen Verlagsbüchern ja auch niemand je zu Gesicht bekommen.
Und niemand hat die Gespräche gehört, die ich mit meinem Lektor dazu geführt habe. (“Ich will aber das Rosa im Text haben!”)
Analog dazu hat bei diesem Cover niemand die Diskussionen in meinem Büro mitbekommen. Jedes Mal, wenn ich mit einer neuen Idee ankam, kommentierten meine Kolleginnen mit einer Engelsgeduld: “Nee, echt, das kannst du so nicht machen!” — “Das sieht ja aus wie ein humorvolles Kinderbuch!” — “Hmm… erste Assoziation: Frauenroman ab 40.” — “Wird das ein Thriller?!”
Manchmal habe ich zu ihren Bemerkungen mit dem Fuß aufgestampft (“Ich will aber das Rosa!”), andere Male habe ich nur geseufzt und zugegeben, dass ich es selbst eigentlich auch nicht so ganz doll fand. Einmal hatte ich eins, das ich richtig super fand, konnte mir aber das Bild dazu nicht leisten.
Es war also ein langer Prozess bis hierhin.
(Zeige ich es euch jetzt? Das ist ein fieser Moment… Was tu ich, wenn Ihr gleich alle mit dem Finger zeigt und ruft: “Igitt, ist das ein hässliches Baby”?)

Voilà.
Leos Cover.
(Den kitschigen Kreis hab ich extra draufgemacht – ich konnte mich mit Mühe und Not abhalten, Herzchen über das ganze Bild zu streuen.)

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Ich hoffe so sehr, dass Ihr es auch mögt…
Aber seid bloß nicht höflich zu mir! Ehrlich bringt weiter.
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