Cover-Evolution

Immer, wenn ich zu müde bin zum Schreiben, aber noch was Sinnvolles tun will, kümmere ich mich (ich glaube, das hab ich schon mal geschrieben) um das, was bei Verlagsbüchern andere Leute machen.

In Verlagen ist das dann so, dass – zum Beispiel – verschiedene Covervarianten ausgedruckt und auf dem Tisch verteilt werden, und die Lektorinnen und Lektoren und die Herstellerin und die Leute von der Marketingabteilung stehen darum herum und betrachten die verschiedenen Varianten kritisch und überlegen und brainstormen und stellen Fragen und finden dann schließlich das Cover, das sie mögen und meinen, gut verkaufen zu können.
Bisher hatte ich da immer Glück.
Sowohl meine Titel als auch die Cover meiner Sachbücher fand ich wirklich gelungen.
Bei Romanen, hat man mir erzählt, passiert es aber auch gern mal, dass die Autorin bei einem Titel-/Covervorschlag blass wird, schluckt und tapfer sagt: “Okay. Wenn es sein muss.”

Da hier weder der Hund noch die Karnickelschar willens sind, als Lektorat und Marketingabteilung einzuspringen (und auch nicht so einen augefeilten Geschmack haben, was das angeht), kann ich nur Familie und Freunde fragen. Und EUCH.

leo2 Stellt euch also vor, wir stünden (ständen?) um den großen prächtigen Redaktionstisch herum. schnee4

Darauf jede Menge Titelideen und Cover, die alle ihre Berechtigung hatten und von denen einige sogar ausbaufähig gewesen wären.

cover_160801Aus unterschiedlichsten Gründen wurden sie verworfen, zusammengeknüllt und in die Ecke geschmissen. (Wobei ich dem ersten mit der Puderwolke immer noch nachtrauere, aber ich konnte mir das phänomenale Bild schlicht nicht leisten.)

 

Übrig bleibt das Blaue in all seinen Entwicklungsstufen.

coverevolution

Die Chefgrafikerin hat eine klare Meinung dazu – sie hat ja nicht umsonst immer weiter verbessert, bis sie das fand, was ihr am besten gefiel. (Und sie hat nicht umsonst die HERZCHEN eingesprenkelt.)
Die Autorin steht davor und sagt: “Hm, ja… Schon ganz nett. Aber nur fast 100%-ig.”
Die Grafikerin ist leicht genervt – wer ist hier schließlich der Profi? Die Autorin soll schreiben und ansonsten einfach den Mund halten und Grafik und Marketingabteilung mal ihren Job erledigen lassen.
Zähneknirschend macht sie sich trotzdem wieder an die Arbeit, bis die Autorin endlich, endlich zufrieden ist.

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Aber wie stehen die Chancen, dass die Zielgruppe es auch abnickt?
Mehr dazu im nächsten Post. 🙂

Der Soundtrack

Mit Büchern ist das wie mit Babys.
Hätte mir das vorher jemand gesagt, hätte ich es für Quatsch gehalten, aber es ist wirklich so.

Mir haben schon öfter Mütter erzählt, dass unterschiedliche Babys schon im Bauch unterschiedlichen Musikgeschmack hatten und sie in der Schwangerschaft auf einmal Musik mochten, die sie vorher schrecklich fanden oder andersherum.
Bei Büchern ist das genauso. Jedes Buch hat seine eigene Musik – meine zumindest.

Mein Erstling spielt in Kalifornien, und als ich ihn schrieb, hatte ich ganz schreckliches Heimweh, deswegen wird mein Soundtrack dafür immer Hollywood Hills sein, selbst wenn das Buch erst dann veröffentlicht werden sollte, wenn Samu 75 ist und ich 80 und die Golden Lantern Road längst vom Pazifik überspült.

Der Zweitling, den ich gerade zu Ende überarbeitet und agenturfein gemacht habe, hat auch einen Soundtrack: Klaviermusik von Jean Sibelius, passend zu den Weiten Kanadas, nach denen meine Protagonistin sich sehnt. Deswegen läuft hier seit Tagen diese Playlist hoch und runter:

Tja, und nun Leo.
Leo hat schon 100 Seiten, aber noch keinen Soundtrack.
Mit dem Kopf würde ich sagen, es muss etwas sein, das gleichzeitig weich und zornig ist. Gleichzeitig sehr heile und sehr schmutzig.
Blues vielleicht.
Aber vielleicht ist es auch was ganz anderes, und die Musik wird mich in den nächsten Tagen finden.

Was hört Ihr gerade so?

Zeitplan – Theorie und Praxis

Ich denke… Anfang des Jahres ist eine viel bessere Zeit, um ein Buch rauszubringen als kurz vor Weihnachten, wenn alle eh satt sind von all der Werbung und dem vielen Kuchen und so.

Zu dieser Erkenntnis bin ich zugegebenermaßen nicht ganz von allein gekommen, sondern das Leben und mein übervoller Schreibtisch haben mich dezent darauf hingewiesen.
Aber jetzt ist Slow Family im Druck, und sowohl das wunderschöne rosa-flauschige Hollywood-Ende als auch mein geliebtes Titanic-Ende sind aus dem Zweitling getilgt.
Die eine oder andere Familiensache, die sich unerwartet dazwischen gedrängelt hatte, ist geregelt – ab nächste Woche kann es also unter vollen Segeln weitergehen mit Leo.

James Frey behauptet, wenn man schnell ist, könne man 10 Seiten in der Stunde schreiben. Und eine Schnecke, schreibt er kackdreist, würde immer noch zwei Seiten pro Stunde schaffen.
Da würde ich mich gern mal persönlich mit ihm drüber unterhalten. Ich glaube nämlich, dass die Qualität massiv leidet, wenn man ein ganzes Buch so runterreißt.

Wenn ich an einer Szene rumkauen muss (sie mit zwischen mir, dem Hund und dem Schreibtischstuhl verteilten Rollen nachspielen zum Beispiel), schaffe ich gerade mal eine halbe Seite pro Stunde.
Und wenn ich richtig, RICHTIG schnell bin, werden es 17 bis 20 Seiten am Tag.
Aber danach bin ich leer.
Da mag das Buch noch so phänomenal geplant sein, ich mag noch so genau wissen, was in der nächsten Szene drankommt, ich muss dann trotzdem erstmal einen halben Tag auf dem Deich rumlaufen oder Wäsche waschen oder die Küche wischen. Vielleicht ist das bei James anders, aber mein Gehirn braucht Pausen.

Weil ich keine Bücher schreiben mag, die nicht das beste Buch sind, das ich in dem Moment schreiben kann, wird es mit Leo also Januar. Und falls ich es vorher schaffe, umso besser.

Es grüßt euch,
die Schnecke

Der Test

Ich bin nicht so vermessen, dass ich glaube, mit meinem kleinen Self-Publishing-Projekt jemals in die Buchläden zu kommen – geschweige denn auf den Tisch und nicht ins Regal.
Aber da es ja immer heißt, man soll seinem Buch ein Cover geben, das mit Profi-Covern mithalten kann…
Das hier ist der Härtetest (also, einer der vielen, die Cover und Buch noch bestehen werden müssen) mit dem derzeitigen Entwurf.

Fällt es raus?
Irgendwie schon, oder? Und nicht nur, weil mir nicht hundertprozentig gelungen ist, die Lichtfarbe anzupassen.
Oder doch nicht?
Ich bin leider etwas betriebsblind…

 

Ich bin da sehr entschlossen

 

Vielen herzlichen Dank an alle, die bei der Cover-Umfrage mitgemacht haben. Ich habe natürlich jegliches Feedback gern gelesen und werde diese Rohfassung noch ein bisschen weiter drehen und kneten, bis sie wirklich hundertprozentig ist.

Ebenso wie den Text.

Texte benehmen sich ein bisschen wie Leute. Jeder hat so seine speziellen Macken.
Ich zum Beispiel räume beim Telefonieren die Spülmaschine aus. Keine Ahnung, wieso. Wenn da nichts auszuräumen ist, renne ich wie ein Tiger im Käfig durch mein Büro, immer hin und her.

Meine Texte sind ähnlich eigenwillig.
Einen Text habe ich mal geschrieben, da geschah alles in Sekundenbruchteilen. Manchmal auch in Bruchteilen von Sekunden. Nichts war jemals einfach nur schnell.

In einem anderen Text haben die Leute in jedem zweiten Satz geseufzt.
“Ich würde es gern glauben.” Ihr Vater seufzte.
Elisabeth hätte ihn gern angeschrien. Statt dessen setzte sie sich seufzend auf die Sofakante.
Ihre Mutter seufzte.
(Naja, GANZ so war’s nicht. Aber FAST.) *seufz*

Und jetzt Leo.
Leo ist sehr entschlossen.
Sehr.
Als meine Kollegin, die jetzt die ersten 69 Seiten testgelesen hat, das erste Mal anmerkte: “So entschlossen kam sie mir gar nicht vor”, dachte ich mir noch nix. Beim zweiten Mal markierte sie es nur noch rot. Beim dritten, vierten und fünften Mal ebenfalls… Und beim zehnten. Und beim zwölften.
Ich werde das jetzt mal entschlossen ausmerzen.

Mein hübsches Baby

Donnerstag Abend, und ich bin mit 83 Seiten Rohfassung fast im Zeitplan. FAST.
Aber zwischendurch muss ich ja auch nochmal für Geld arbeiten oder durch die Republik fahren zur Verlagskonferenz, mit dem Hund rausgehen oder nachsehen, ob die Bienen wieder gefüttert werden müssen. Sowas ist auch wichtig.

Oder ich muss ein bisschen prokrastinieren und Cover basteln.
Das Schöne am Selfpublishing ist ja, dass das dann trotz Rumdödelei sinnvoll ist und das Gesamtprojekt weiterbringt. Ich habe also mit fast gutem Gewissen nicht nur zwischendurch ein halbes Stündchen Cover gebastelt, sondern eher so den Zeitgegenwert der 17 zum Wochensoll fehlenden Seiten.

Und, was soll ich sagen?
Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.
Nicht unbedingt mit den 75 Zwischenstufen, die mich dahin geführt haben, aber das macht ja nichts. Die hat bei meinen Verlagsbüchern ja auch niemand je zu Gesicht bekommen.
Und niemand hat die Gespräche gehört, die ich mit meinem Lektor dazu geführt habe. (“Ich will aber das Rosa im Text haben!”)
Analog dazu hat bei diesem Cover niemand die Diskussionen in meinem Büro mitbekommen. Jedes Mal, wenn ich mit einer neuen Idee ankam, kommentierten meine Kolleginnen mit einer Engelsgeduld: “Nee, echt, das kannst du so nicht machen!” — “Das sieht ja aus wie ein humorvolles Kinderbuch!” — “Hmm… erste Assoziation: Frauenroman ab 40.” — “Wird das ein Thriller?!”
Manchmal habe ich zu ihren Bemerkungen mit dem Fuß aufgestampft (“Ich will aber das Rosa!”), andere Male habe ich nur geseufzt und zugegeben, dass ich es selbst eigentlich auch nicht so ganz doll fand. Einmal hatte ich eins, das ich richtig super fand, konnte mir aber das Bild dazu nicht leisten.
Es war also ein langer Prozess bis hierhin.
(Zeige ich es euch jetzt? Das ist ein fieser Moment… Was tu ich, wenn Ihr gleich alle mit dem Finger zeigt und ruft: “Igitt, ist das ein hässliches Baby”?)

Voilà.
Leos Cover.
(Den kitschigen Kreis hab ich extra draufgemacht – ich konnte mich mit Mühe und Not abhalten, Herzchen über das ganze Bild zu streuen.)

cover_(c)juliadibbern_500-800
Ich hoffe so sehr, dass Ihr es auch mögt…
Aber seid bloß nicht höflich zu mir! Ehrlich bringt weiter.
Mögt Ihr mal zwei schnelle Klicks dazu machen?

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Kill your darlings

Heute ist der Tag, an dem ich meinen Lieblingen den Garaus mache, einem nach dem anderen.
“Kill your darlings” lautet eine wichtige Journalistenregel. Je mehr du an einer Satzkonstruktion hängst, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie raus muss.
Bei Charakteren und Szenen ist das nicht so viel anders.

Möge das Gemetzel beginnen.

Schauplatz 1: Martina muss weg

Leos erste 50 Seiten sind geschrieben – Zeit, qualifiziertes Feedback einzuholen, damit ich mich nicht irgendwo festfahre, wo es vermeidbar gewesen wäre. Es geht nichts über erfahrene Kollegen.

Also steckte ich neulich den Kopf durch die Küchentür meines virtuellen Schreibbüros und fragte in die Runde: “Hat jemand von euch Lust, sich Leos Anfang mal anzugucken?”

Gestern Abend um viertel vor zehn wollte ich dann eigentlich ins Bett, als ich eine Nachricht bekam: “Ich bin halb durch.”
“Und?”, fragte ich und wischte mir die feuchten Hände an der Schlafanzughose ab.
“Hol dir was zu trinken.”
O… kay. Ich holte tief Luft. “So schlimm?”
Es war nicht schlimm, gar nicht. Es war nur ehrlich. “Ich werde immer verrückt, wenn alles für etwas total Geiles im Text steht und es fehlen nur ein paar Kleinigkeiten, die das zusammenfügen. Wenn man sich doch selbst lektorieren könnte!”
Total geil, las ich, und Kleinigkeiten. Ich ließ die Luft wieder raus.
Dann: “Diese Martina muss weg.”
“Wie jetzt? Die mag ich! Das ist doch sonst gemein für Leo, wenn die nicht mehr da ist! Und ich brauche sie auch, weil…”
Meine Kollegin lachte sich scheckig.
“Echt.” Ich stampfte beinahe mit dem Fuß auf. “Ich brauche die.”
Sie lachte noch mehr.
Und letztlich hatte sie Recht. Martina musste weg.
Und mit ihr musste ein ganzes prächtiges Haus abgerissen und durch einen schäbigen Schuppen ersetzt werden.
Und Leo musste … Das führt hier zu weit.

Jedenfalls hat die Geschichte durch unser kicherndes Gespräch gestern nochmal einen Zahn zugelegt, und ich freue mich sehr darauf, Martina zu tilgen. Und noch das eine oder andere mehr. “Lass dir mal alles durch den Kopf gehen”, meinte meine Kollegin. “Das war jetzt einmal brutal mit dem Mixer rein.”
Ich mag Mixer. Ich hab da auch kein bisschen verletzten Stolz. Leo soll die beste Geschichte werden, die ich schreiben kann.
10 Seiten weg.
So umbeirum.

Ich geh mal Messer wetzen, denn ich muss mich heute und in den nächsten Tagen nicht nur an Martina vergreifen.

Schauplatz 2: Der Flausch muss weg

Ich mag wundervolle, plüschrosa Flauschwolken.
Ich liebe plüschrosa Flauschwolken.

Für eine meiner Geschichten hatte ich zwei Enden geschrieben: ein krachendes taschentuchverlangendes Titanic-Ende und ein – hach – so schönes, gutes, liebes, buntes Ende, bei dem sich alle, die sich über 220 Seiten gehasst hatten, plötzlich vertrugen und … Gott, war das schön.
Ich mochte beide Enden. Sehr.
Es fiel mir schwer, das Titanic-Ende loszulassen.
Aber ich hatte ja noch das plüschrosa Flauschwolken-Hollywood-Ende.
Entsprechend war ich etwas bockig, als mir meine 14jährige Ex-Praktikantin-jetzt-Lieblingstestleserin mitteilte: “Du, das Ende ist ein bisschen sehr… naja…” Pffft, dachte ich. Ich mag das.
Als nächstes sagte eine testlesende Kollegin: “Du, das Ende… Das ist ein bisschen unglaubwürdig …” Ich biss die Zähne zusammen.
Dann kam das Feedback der freien Lektorin: “Super Buch. Hat mir sehr gut gefallen. Aber dieses Ende…”
OKAY, grummelte ich.
Ich habe es verstanden.
Hmpf. Wenn es ein Film wäre, würde sich kein Mensch an zu viel Plüsch stören.
Und überhaupt.

Ich schickte meiner Agentin das Buch mit dem so schönen Ende.
“Super Geschichte”, schrieb sie. “Gefällt mir sehr gut. Nur das Ende… Das ist ein bisschen zu Hollywood.”

Ich wetze also das Messer und schneide in den nächsten Tagen mit möglichst schnellen, präzisen Schnitten den Flausch weg.
20 Seiten weg, vermutlich um die 50 neu.
ich freue mich, dass ich noch ein bisschen mehr Zeit mit meinen Figuren verbringen darf, bevor sie flügge werden.

Und das entplüschte Ende, das mir gestern beim Spazierengehen einfiel, ist auch ziemlich gut – und fast nicht Hollywood. Fast.

 

Der Zeitplan

Im Verlag ist die Lektorin gleichzeitig die Produktmanagerin. Sie ist dafür verantwortlich, dass das Budget eingehalten wird und der Zeitplan. Sie steht dafür gerade, dass die Autoren rechtzeitig liefern und dass die Herstellung das Gelieferte rechtzeitig in eine hübsche Form gießt.

Hier ist das anders.
Hier bin ich meine Produktmanagerin. Die Lektorin kaufe ich von außen ein – und muss dann natürlich auch dafür sorgen, dass das Budget eingehalten wird. Und der Zeitplan. Und ich muss dafür sorgen, dass ich rechtzeitig meinen Text liefere.

Verlage planen lange, vorausschauend und klug. Im Verlag sähe der Zeitplan entsprechend ungefähr so aus: “Hmmm… Wir hätten da noch einen Programmplatz in Ihrem Genre im Frühjahr 2018. Manuskriptabgabe wäre dann im Mai 17.”

Ich versuche, auch klug zu planen, aber da ich jeden Programmplatz dieser Welt für mich habe, kann ich den Erscheinungstermin selbst festlegen und muss einfach nur überlegen, was einigermaßen realistisch ist.

Die wunderbare Vera Nentwich hat einen Blogpost darüber geschrieben, was nach dem Fertigstellen der Rohfassung noch alles an Arbeiten ansteht: Buchstart: Was zu tun ist.

Wie ich mich kenne, unterschätze ich diese Phase, weswegen vermutlich mein Ziel, Anfang Dezember mein neues Buch in den Händen zu halten nicht sehr realistisch ist. Ich werde es trotzdem anstreben.
Entweder ich schaffe Anfang Dezember – was Leo vielleicht zwei bis fünf Weihnachtseinkäufe bringt – oder ich habe als Erscheinungsdatum dann eine funkelnagelneue 2017 im Buch stehen. Ist beides nicht ganz schlecht.

Geh ich mal von Anfang Dezember aus.

Dann müsste Titel und Cover spätestens Anfang November stehen, damit die Werbung anlaufen kann. Die Leseprobe müsste auch fertig sein.

Anfang Oktober müsste es in die letzte Überarbeitungsrunde beim Lektorat, die Rohfassung müsste also Anfang September stehen. Das wäre in vier Wochen = nicht zu machen. Beim besten Willen nicht.

Realistisch ist: 300 Seiten Rohfassung in sechs Wochen. 50 Seiten pro Woche geht. Sportlich ist es, aber es geht.
Was bedeutet, die Rohfassung könnte Mitte September ins Lektorat (Unmittelbares To-do: Mail an meine Lektorin schreiben, ob das bei ihr einzurichten ist.)

Und dann muss ich eine gute und bezahlbare Coverdesignerin finden – oder selbst üben. Vermutlich aus Budgetgründen eher Letzteres. Nächtelang. Sachbuchcover kann ich, meine Romancoverentwürfe sind bisher noch nie zu meiner Zufriedenheit ausgefallen. Aber das wird schon.
Wenn ich so weit bin, frag ich einfach euch, welches ich nehmen soll. 😀
Auf jeden Fall bleibt das Ganze sportlich.
Wahrscheinlich schaffe ich dann doch das Frühjahrsprogramm 2018.

Ich hab Angst!

Nachdem ich vor – Schluck! – zwölf Jahren Geborgene Babys geschrieben hatte, plante ich diverse Nachfolgebücher. Ich sammelte Stoff, ordnerweise, ich schrieb Gliederungen, ich entwarf und verwarf. Ich hatte sogar das Cover von Geborgene Kinder schon in der Rohfassung fertig. Und kam nie zum Schreiben.

Weil ich ein kleines Kind hatte. Weil ich irgendwann umzog. Weil ich mir meinen kleinen Verlag ans Bein (bzw. den Schreibarm) gehängt hatte. Irgendwas ist ja immer.

In Wirklichkeit hatte ich vermutlich einfach nur Angst vor dem nächsten Buch.
Geborgene Babys ist für ein selbst verlegtes Buch ohne jegliches Werbebudget geradezu irrsinnig gut gelaufen. Was, wenn das zweite dagegen schwächelt?

Das Gute ist: wenn sie wichtig sind, gehen Gedanken ja nicht verloren.

Vieles von dem, was für Geborgene Kinder angedacht war, hat jetzt in Slow Family Eingang gefunden.

Weil ich also das zweite Buch längst geschrieben habe, dachte ich, ich würde nun verschont bleiben von der klassischen Angst vor dem Zweiten.
Nach Dunkle Wolken (AT), meinem erstgeborenen Roman, dachte ich, ich würde nie, nie wieder meine Figuren so lieben können wie ich Elin und Nicholas geliebt habe. Nie wieder würden sie bei mir auf dem Sofa sitzen und mit mir Tee trinken.

Und dann tauchten Lia, Malin, Finn und Silvan auf, und der Einstieg in den zweiten Roman war plötzlich gar nicht mehr schwierig. Vielleicht, weil ich gerade eine Praktikantin hatte, als wir uns kennenlernten, die alle vier von ihrem ersten virtuellen Atemzug an so liebte, als wären es ihre eigenen Geschöpfe.
Und je mehr wir einander kennenlernten, desto mehr hingen sie auch mal bei mir in der Küche ab und erzählten mir von ihrem Tag. Aber auch unter dieses Buch habe ich inzwischen ENDE geschrieben.

Und jetzt, beim dritten, hab ich Angst.
Nackte, doofe Angst.
Was, wenn mir bei Leo niemand mehr sagt “Wie? Das ist dein erster Roman?”
Was, wenn Leo gegenüber Dunkle Wolken schwächelt?
Was ist, wenn Leo einfach ein blödes Buch wird?
Dann wird es halt blöd. So what?
Es wäre nicht das erste blöde Buch, das je geschrieben wurde. Dann muss ich eben überarbeiten, bis es gut wird. Oder es eine Weile liegen lassen und dann überarbeiten, bis es gut wird.

Aber was ist, wenn ich es gut finde und meine Lektorin es gut findet und die Testleser auch – und Ihr es dann aber für das bescheuertste Buch unter der Sonne haltet?
Ganz ehrlich, das wäre zwar unschön, aber auch das würde mich ja nicht an Leib und Leben bedrohen. Ich würde es nicht mal merken, wenn Ihr mir nicht gerade einen Stern bei Amazon reindrückt oder mir wütende Mails schreibt.
Es gibt schließlich auch Bücher, die ich für die bescheuertsten Bücher unter der Sonne halte, und die Autoren merken da nicht mal was davon.
Es gibt sachlich überhaupt gar keinen Grund für Angst.

Ich mache jetzt mal einen Zeitplan.
Davor fürchtet sich die Angst dann gleich selbst so sehr, dass sie verschwindet, und Leo und ich können loslegen, sobald hier noch der eine oder andere wartende Kleinkram abgearbeitet ist.

(Bild von: http://latoshalove.blogspot.hr)

Das Exposé lügt nie

Politiker lügen.
Die Werbung lügt.
Aber das Exposé lügt nie. Ehrlich.

Ein Exposé ist im Autorenleben ein kurzer Text, der dem Verlag oder der Agentur auf drei bis vier Seiten das Projekt vorstellt. Als ich mein erstes Roman-Exposé schreiben musste, stand in dem Ganzen einigermaßen ratlos gegenüber.
Dabei ist es eigentlich recht einfach – und sehr nützlich.

Im Exposé steht, um was für ein Buch es sich handelt und ggf., wer die Zielgruppe ist (Thriller? Frauenroman? Jugendbuch? Ab 12? Ab 14?). Außerdem erfährt der Verlag, wie lang das Buch wird und wann es vom Autor aus fertiggestellt werden kann (wenn das noch nicht geschehen ist).

Und dann natürlich – das Wichtigste – die Inhaltsangabe und in der Regel ein kurzer Pitch, eine Art Klappentext für das Buch.

Für viele Autoren ist das Schreiben von Exposés eine eher lästige Pflicht. Wir wollen schließlich einfach unsere Geschichte erzählen.

Aber das wirklich Coole am Exposé ist, dass geübte Autoren, Lektoren, Agenten* schon am Exposé sehen, wo die Geschichte möglicherweise hakt**.
Wo das Exposé schwammig ist, bleibt in der Regel die Geschichte unklar und schwach.

Im Exposé erkennen Profis außerdem, welche Figuren noch keine klaren Motive haben und welche Figuren und Szenen überflüssigen Ballast darstellen und dadurch die Geschichte verwässern.
Das Exposé lügt nie, sagt meine Freundin Jennifer dazu.

Bei diesem Buch zwingen mich keine äußeren Umstände dazu, ein Exposé zu schreiben. Es gibt keinen Verlag, dem ich das Projekt vorhabe zu verkaufen. (Wie gesagt: Es sei denn, einer reißt es mir sowas von begeistert aus der Hand, dass ich gar nicht anders kann, als es herzugeben.)
Aber wenn ich das hier ernst nehmen will, muss ich es genauso professionell angehen, als würde ich ein Buch für einen Verlag planen.

Ich habe also für Leo ein Exposé geschrieben. (Was ich euch natürlich nicht zeigen kann, das wäre ja Spielverderberei.) Ob die Geschichte sich dann doch beim Schreiben anders entwickelt, sei dahingestellt, das passiert auch sonst mal. Vielleicht passt das Ende nicht (der gemeine Gegenspieler soll doch lieber auswandern als unters Auto kommen) oder im Laufe der Geschichte taucht plötzlich ein Charakter auf, mit dem man vorher nicht gerechnet hat.

Aber ein paar Eckdaten kann ich euch durchaus zeigen.

Arbeitstitel
Arbeitstitel gibt es derzeit keinen vernünftigen (den ich öffentlich schon diskutieren würde), für mich selbst nenne ich das Buch „Leo“ oder „die Leo-Geschichte“.
Wenn meine Agentin den Verlagen ein Buch anbietet, bekommt es einen Titel. Dieser heißt deswegen „Arbeitstitel“, weil er so gut wie nie übernommen wird. Marketing-Abteilung, Buchhandelsvertreter, Lektorat – in großen Verlagen brainstormen viele Menschen über den perfekten Titel.
Bei Leo muss ich das beizeiten selbst mit Kolleginnen – und vielleicht auch mit euch – tun.
Hat den großen Vorteil, dass ich selbst das letzte Wort haben werde.
Hat den großen Nachteil, dass dieses letzte Wort falsch sein kann und niemand anders verantwortlich sein wird als ich.

Genre
Dann kommt bei meinen Exposés in der Regel das Genre. In diesem Fall ist es ein realistisches Jugendbuch.
Beim Verlag wäre es ab 14. Nicht, weil ich glaube, dass es ab 14 geeignet ist, sondern weil es nur noch wenige Verlage in Deutschland gibt, die Bücher für „junge Erwachsene“ machen: Young Adult, zum Teil auch “Junge Leser” genannt.
Wenn es nach mir ginge, wäre Leo ab 16.
Moment mal… Es geht nach mir! Ich bin meine Marketingabteilung.
Also. Realistisches Jugendbuch. Young Adult.

Umfang
Und dann muss noch rein, wie lang das Buch werden soll. Ich peile mal 300 Seiten an. Das ist für die Handlung, die mir vorschwebt, ganz realistisch, ohne dass es schwafelig oder zu gehetzt wird. Die Erfahrung zeigt, dass ich im ersten Durchlauf bei schwierigen Szenen schludere. Also lege ich auf die 300 nochmal 50 drauf, die beim Überarbeiten dazu kommen.

Fertigstellungstermin
Fertig soll das Buch im November sein.

Wird es, sofern ich nicht einen superdringenden anderen Schreibauftrag bekomme.
Muss es, weil ich mich ab November in der Regel zusammenrolle und über das schreckliche graue Novemberwetter heule. In meinem Zeitplan werde ich also von Ende November aus zurückrechnen, was wann dran ist.

Und Ihr könnt euch schonmal vormerken, dass Ihr im Oktober oder November über das Cover abstimmen dürft. Mit Gewinnspiel natürlich. 🙂

Kurztext
Leos Kurztext ist im Wesentlichen der, mit dem ich euch das Projekt ganz am Anfang vorgestellt habe. Und die Inhaltsangabe verrate ich natürlich nicht.

Susanne Pavlovic hat ein schönes Video zum Thema “Wie schreibe ich ein Exposé?” gedreht.

* nur für den Sprachrhythmus nutze ich die männliche Form. De facto sind es viel häufiger Autorinnen, Lektorinnen und Agentinnen, mit denen ich zu tun habe als die männlichen Pendants dazu

** Sachbuch-Exposés sind ein bisschen anders, hier geht es um fiktionale Texte