“Aber es ist kein nettes Buch.”

Manchmal passiert es, dass mich Blogger ansprechen, die Kiras Buch Keep On Dreaming gelesen haben und begeistert waren. In der Regel läuft diese Kommunikation ungefähr so ab:
“Hey, ich hab Kiras Buch gelesen. Das ist so toll! Darf ich deins auch rezensieren?”
“Klar”, sag ich, so im ersten Rausch (jemand, der das wunderbare, zauberhafte Keep On Dreaming so liebt wie ich, will mein Buch rezensieren! Das kann nur gut sein!). Und dann schiebe ich unsicher nach: “Aber bist du sicher, dass du das willst? Es ist kein … also, es ist kein nettes Buch. Nur, dass du das weißt.”
“Umso besser”, sagen die Blogger dann manchmal, und dann atme ich tief durch und schicke Wenn ich dich nicht erfunden hätte auf den Weg.

Ich meine, es ist ja nicht so, dass man das dem Buch nicht ansähe, dass es nicht nett ist. Da sind keine plüschglitzernden Prinzen drauf und keine Tauben und keine Herzchen und es heißt nicht Schneesommer. Es ist exakt das drin, was außen drauf ist. Aber irgendwie reicht das nicht, glaub ich. Da muss vielleicht doch ein Warnschild drauf.

Auch wenn die Blogger versichert haben, tapfer zu sein, warte ich natürlich trotzdem immer nervös auf Rückmeldungen. “Sie hassen es”, heule ich dann mein Büro voll. “Sie wollten bestimmt plüschige Prinzen.”
Dolores kichert hämisch.
“Es werden nie alle dein Buch lieben können”, sagt Jenny dann weise. Oder Daniela. Oder Franzi. Oder Kira. “Das wäre doch langweilig.”
“Ich weiß!“, schniefe ich. “Ich mag ja auch nicht alle Bücher. Aber trotzdem. Es ist einfach zu … unnett.”
Jenny seufzt. “Das ist genau das, was ich daran so mag. Man muss schon seine eigenen Gefühle aushalten können, wenn man das liest.”
Dolores kichert immer noch. Sie freut sich schon auf die Party. Aber ich halte sie in Schach, und manchmal schreibt eine Bloggerin: “Hammer! Ich konnte das Buch gar nicht weglegen! Selten habe ich so eine krasse Abfolge von Gefühlen beim Lesen durchgemacht. Danke für eine sehr schöne Geschichte.”
“Das sagt sie bloß so”, flüstert Dolores mir ins Ohr. “Glaub doch nicht, dass du …” Ich stopfe sie wieder in den Schrank und schreibe der Bloggerin, wie sehr mich ihre Worte freuen.

So ging das eine Weile gut. Bis zu meiner Leserunde und den Viersternern. Es ist nicht so, dass Viersterner schlecht wären. Sie sind gut. Das weiß ich.
Ich frage mich nur, ob es nicht vielleicht noch besser gewesen wäre, wenn mir nicht dieser dumme Fauxpas unterlaufen wäre. Als wir die Leserunde einrichteten, hatte ich drei Tage, an denen ich echt überfordert war mit der Welt. Kira und Franzi, die Wunderbaren, haben mich deswegen gerettet und meine Leserunde für mich eingerichtet. Mit dem Text, der auf unserer Website ist und mit der Altersangabe 14+. (Wir haben im Büro lange über diese Angabe diskutiert, hatten sie irgendwann irgendwo stehen, haben sie irgendwann dann doch wieder in Young Adult geändert … Es war ein wenig chaotisch.)
Sie haben mir dann die Leserunde gezeigt und gesagt: “Schau mal drauf, ist das okay so für dich?”
Ich hab nicht draufgeschaut, sondern – wie gesagt, überfordert mit der Welt – einfach gesagt: “Das ist supertoll, ich danke euch so sehr.”

Und dann kamen die Viersterner (durchaus gut, das ist mir bewusst, und ich bin ganz bestimmt nicht undankbar dafür!), die fast alle so umbeirum die folgende Aussage machten: “Tolles Buch. Punkt Abzug dafür, dass mir die Altersangabe sehr jung vorkommt. Außerdem hatte ich was Netteres erwartet.”

Grummelnd gehe ich ins Büro. Dolores bollert von innen gegen die Besenschranktür.
Die anderen arbeiten. Ich trete die Schuhe von den Füßen und schleudere sie in die Ecke. “Ich brauchn neuen Klappentext.”
Jenny sieht auf. “Der ist gut.”
“Da muss mehr Warnung rein. Wie findest du das, wenn ich das so schreibe? Oder so? Oder…”
Tatjana, die Korrekturfee, ist gerade zu Besuch. “Du könntest auch so… Oder so…”
Ich denke nach und schiebe hin und her, bis Jenny genervt sagt: “Es wird nicht besser, wenn du noch zehn Sätze dahinterbaust.”
Dolores jauchzt.

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“Ich kleb ein Warnschild drauf”, sag ich trotzig. warnung2

So könnte das aussehen.
Oder so.

 

 

Also, liebe LeserInnen da draußen. Ihr wisst jetzt Bescheid. Wenn ich dich nicht erfunden hätte ist keine rosa Plüschprinzengeschichte. Es kommen keine Einhörner vor.

Es ist trotzdem sehr toll, find ich (immer dann, wenn Dolores gerade nicht guckt).
Ihr könnt es kaufen oder euch schenken lassen oder mit Kindle Unlimited ausleihen. Und ich werde dann nicht mehr sagen: “Bist du sicher, dass du das willst?”


Nachtrag:

Im Nachhinein finde ich, das hier hört sich an, als würde ich ernsthaft über Viersterner heulen. Das tu ich nicht. Echt nicht! Ich danke euch allen, die ihr euch bisher die Mühe gemacht habt, zu rezensieren, ganz ganz herzlich – egal, wieviele Sterne dabei rumkommen. Ich weiß das zu schätzen, es ist nicht selbstverständlich.
Ich habe aber in diesem Blog versprochen, ehrlich zu sein, was den ganzen Buchprozess angeht, und da gehören auch so Überlegungen dazu wie: “IST die Altersangabe falsch? MUSS der Klappentext anders?” Hm.
Außerdem hört es sich jetzt an wie sonstwas Aufregendes, und jetzt bekomme ich bestimmt Sternabzüge, weil alle 50 Shades of Grey erwarten. Kleine Warnung in die andere Richtung also: Keine Kabelbinder. Das ganze Buch ist absolut kabelbinderfrei.
Es ist ein Jugendbuch. Ab 14. Oder ab 16. Aber es ist immer noch ein Jugendbuch.

 

Es baut sich auf

Es fühlt sich so ein bisschen an wie ein Psychomuster, von dem man merkt, wenn es losgeht und es dennoch nicht anhalten können. Oder Leute, die sehen, wenn eine Flutwelle auf sie zukommt, und sie wissen, wie werden nicht schnell genug rennen können, um ihr zu entgehen. (Und nein, es ist natürlich NICHT so schlimm, wie im echten Leben von einer Flutwelle überrollt zu werden. Vielleicht ist es wie bei Romanfiguren, die sehen, wenn die Welle kommt. Und so. Es geht nur um das Gefühl …)

Bei mir ist es dieses ganz schlimme Bedürfnis, alle Menschen zu bedrängen, die mal irgendwann gesagt haben, sie würden sich vielleicht, eventuell für mein Buch interessieren. Interessieren können. Möglicherweise.
Ich habe schon gefühlte fünfzehn Nachrichten angefangen, die ungefähr so lauteten: “Und? Hast du es schon geschafft, mal reinzulesen?” (Ganz lässig, souverän, als würde es mich nur so am Rande interessieren, weil ich ja fleißig und viel beschäftigt bin.) Natürlich habe ich sie alle wieder gelöscht.
Das ist die Tagsüber-Variante.
Die Abend-Variante – und nein, ich habe noch keine davon abgeschickt! – lautet: “Menno, kannst du dich mal melden? BITTE! Kannst du mir schreiben, dass es dich berührt hat, mitgenommen, dass du lachen musstest und weinen und es dich noch fünf Jahre lang beschäftigen wird? Oder meinetwegen ganz zur Not auch, dass du es völlig blöd fandest, aber MELDE DICH!”
Die schlimmste Qual ist es, rein hypothetisch gesprochen natürlich, wenn jemand sonst Bücher in zwei Stunden frisst und sich dann – also JETZT, wäre es nicht hypothetisch – drei Wochen lang nicht meldet.

Bisher schweige ich (lässig, souverän, als hätte ich anderes zu tun als zu warten und zu bangen), lösche meine angefangenen, absolut peinlich-unprofessionellen Nachrichten und kümmere mich um wichtige Dinge. Neue Cover für INK REBELS Bücher, die Überarbeitung des nächsten Romans, das neue Sachbuch. Also, wenn ich nicht … nur zwischendurch … ganz kurz mal eben bei Amazon reinschielen muss, ob vielleicht noch ein Buch verkauft oder gelesen wurde.

Gott, was waren das noch für selige Zeiten, als die Welt noch analog war.
Als ich Papierbücher per Post verschickte.
Als ich nicht im Zehnminutentakt verfolgen konnte, dass in den letzten zehn Minuten kein neues Buch von mir verkauft wurde. Als mir niemand nebenbei bei Facebook hinwarf “Hey, klingt toll, muss ich auch irgendwann lesen” und ich von dem Augenblick an zitterte und wartete, was die- oder derjenige wohl dazu sagen würde.

Boah. Ich brauch ein echtes Leben.
Wie gesagt, ich merke, wie die Welle anrollt. An dem Tag, an dem ich die erste peinliche Mail wirklich abschicke, such ich mir einen Job im Blumenladen. Oder im Buchladen oder so.
Oder ich designe endlich mal Kiras Cover. Oder schreibe mein Sachbuch.

Tja, und das war’s nun wirklich.

E-Book bei Amazon hochgeladen – check.

Buchblock an den Verleger geschickt – check.

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Werbebild für Facebook (übermorgen!) fertig gemacht. Text hab ich auch so ungefähr klar.

Die ersten Vorableserinnen haben sich gemeldet (und sind dankenswerterweise durch die Bank angetan – puh!). Ich hoffe einfach mal, dass die, die sich nicht gemeldet haben, mir dann nicht in der ersten Woche einen Stern beim großen A reinzwergeln.
Aber bisher bin ich da ganz guter Dinge.
Leo und ich haben verdammt hart miteinander gearbeitet, und es ist das beste Buch geworden, was ich zu diesem Zeitpunkt aus dieser Geschichte machen konnte. Ich mag es sehr.
Nach den bisherigen Feedbacks habe ich Hoffnung, dass mein Büro und ich mit dieser Meinung nicht allein sind.

Und jetzt?
Leergeschrieben.

Ich könnte den Schreibtisch aufräumen. Oder das Wohnzimmer. Oder mal was kochen.

 

Das war’s. Einfach so.

Als ich meinen ersten Roman fertig geschrieben hatte, war mir so feierlich zumute, dass ich gar nicht mehr geradeaus gucken konnte.

Das Gefühl geht mir hier derzeit vollkommen ab, und ich glaube, das liegt daran, dass ich inzwischen so genau weiß, dass “fertig” nicht fertig bedeutet. Die Rohfassung von Leo ist zu Ende geschrieben und von meiner Lieblingstestleserin testgelesen und jetzt im Lektorat.
Vielleicht wird es Zeit, dass ich Leo nicht mehr Leo nenne, sondern den offiziellen Titel nutze. Also: Wenn ich dich nicht erfunden hätte ist im Lektorat.
Und ich… Ich versuche, das Getöse in der Besenkammer zu ignorieren. Wenn die Tür aus Metall wäre, hätte sie bereits Beulen. Dolores Umbridge wird da drin ziemlich ungnädig.
Klar.
Wir hatten ja auch einen Deal, sie und ich. Ich habe ihr versprochen, dass ich sie rauslasse, am Ende.
Aber so weit sind wir noch nicht. Also, sie schon. Sie will dringend raus. Letzte Woche gab es einen Tag, da hat sie es irgendwie geschafft, das Schloss zu knacken, und ich habe mich in letzter Sekunde gegen die Tür werfen und sie zudrücken können.
Eindeutig wird Dolores da drin nicht mehr lange zufrieden sein, da nützen alle rosa Bonnschen der Welt nix.

Was ich dann mache, werde ich sehen. Bis dahin hoffe ich, dass das Lektorat meiner lieben Ink-Rebels-Kollegin Jenny so grausam und gnadenlos ausfällt, wie Lektorate sein müssen, und dass sie mir dennoch den Text zurückgeben wird mit mehr als einem freundlichen “echt schönes Buch, du”. (Genaugenommen hat sie das mit den ersten Seiten schon getan. Da stehen sehr sehr nette Sachen am Rand.)

Dolores, ich und November sind keine gute Kombination.
Ich könnte sie einfach mit einem neuen Buch ablenken. Vielleicht mach ich das. Ich geb ihr was zu lesen.

Countdown

Viele Menschen meinen, dass die USA in Vielem hinterher seien. Der Angstpegel ist wie einstens in der DDR, die Energiepolitik wie hier in den 70ern, und der Wahlprozess ein schlechter Witz. Aber eins können sie definitiv da drüben, auf der anderen Seite des großen Meeres: Feiern.
Am 1. November war Author’s Day – Tag der Autoren.

Die kreativen Menschen von ToothpasteforDinner haben dazu vor vier Jahren eine schöne kleine Skizze entworfen (siehe Bild oben).

Leo und ich, wir sind gerade so ungefähr da:

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Mitte November ist Abgabe, und so schreib ich und schreibe und schreibe. Schiebe schwierige Szenen vor mir her, bis sie genug gewachsen sind und es plötzlich doch geht, schreibe dazwischen leichte, fluffige, vergesse das Essen, sehe nur dann den Himmel, wenn der Hund raus will, schreibe. Koche Kaffee, kreise ein bisschen die Schultern, sage meinen Freundinnen ab, wasche die Haare nur noch einmal in der Woche, schreibe.

Die drei guten, wirklich guten Sachen dabei:

  1. Ich weine (noch) nicht dabei wie in der Grafik
  2. Dolores scheint im Besenschrank glücklich zu sein. Nur manchmal raschelt leise Bonbonpapier. Dafür nerve ich mein Büro täglich mit neuen Szenen, in die ich verliebt bin. (“Guckt mal hier, ist der Dialog nicht supersupertoll?” Sie diskutieren weiter über Jennys Vertrag, Franzis Klappentext, Danielas mörderische Figuren oder Kiras Buchsatz. “Hey”, sag ich dann. “Guckt doch mal! Ist das nicht supertoll?” Sie sehen auf. “Was?” – “Der Dialog hier. Ist der nicht…” – “Der ist sehr cool.” Ich wusste es. Ich mag meine Dialoge.)
  3. Ich freue mich wie bolle darauf, wenn ich das Buch vom Lektorat zurück bekomme, um ihm den letzten Schliff zu geben.

Leo und ich sind also glücklich. Und ich bedaure nicht mal die ganze Aufschieberei in der Mitte, weil ich da ja guten Gewissens sagen kann: Ich hab mal eben ein Label mitgegründet. Ich hatte zu tun.

Auf in den Endspurt. Jammern und Aufschieben geht nicht mehr, denn der Erscheinungstermin ist gesetzt (schlau am ersten Januar, wenn keine tote Katze mehr was kauft … aber es wird ja eh ein Longseller).

Und man kann sogar schon das e-Book vorbestellen. 😀

 

 

 

 

Der Soundtrack

Mit Büchern ist das wie mit Babys.
Hätte mir das vorher jemand gesagt, hätte ich es für Quatsch gehalten, aber es ist wirklich so.

Mir haben schon öfter Mütter erzählt, dass unterschiedliche Babys schon im Bauch unterschiedlichen Musikgeschmack hatten und sie in der Schwangerschaft auf einmal Musik mochten, die sie vorher schrecklich fanden oder andersherum.
Bei Büchern ist das genauso. Jedes Buch hat seine eigene Musik – meine zumindest.

Mein Erstling spielt in Kalifornien, und als ich ihn schrieb, hatte ich ganz schreckliches Heimweh, deswegen wird mein Soundtrack dafür immer Hollywood Hills sein, selbst wenn das Buch erst dann veröffentlicht werden sollte, wenn Samu 75 ist und ich 80 und die Golden Lantern Road längst vom Pazifik überspült.

Der Zweitling, den ich gerade zu Ende überarbeitet und agenturfein gemacht habe, hat auch einen Soundtrack: Klaviermusik von Jean Sibelius, passend zu den Weiten Kanadas, nach denen meine Protagonistin sich sehnt. Deswegen läuft hier seit Tagen diese Playlist hoch und runter:

Tja, und nun Leo.
Leo hat schon 100 Seiten, aber noch keinen Soundtrack.
Mit dem Kopf würde ich sagen, es muss etwas sein, das gleichzeitig weich und zornig ist. Gleichzeitig sehr heile und sehr schmutzig.
Blues vielleicht.
Aber vielleicht ist es auch was ganz anderes, und die Musik wird mich in den nächsten Tagen finden.

Was hört Ihr gerade so?

Zeitplan – Theorie und Praxis

Ich denke… Anfang des Jahres ist eine viel bessere Zeit, um ein Buch rauszubringen als kurz vor Weihnachten, wenn alle eh satt sind von all der Werbung und dem vielen Kuchen und so.

Zu dieser Erkenntnis bin ich zugegebenermaßen nicht ganz von allein gekommen, sondern das Leben und mein übervoller Schreibtisch haben mich dezent darauf hingewiesen.
Aber jetzt ist Slow Family im Druck, und sowohl das wunderschöne rosa-flauschige Hollywood-Ende als auch mein geliebtes Titanic-Ende sind aus dem Zweitling getilgt.
Die eine oder andere Familiensache, die sich unerwartet dazwischen gedrängelt hatte, ist geregelt – ab nächste Woche kann es also unter vollen Segeln weitergehen mit Leo.

James Frey behauptet, wenn man schnell ist, könne man 10 Seiten in der Stunde schreiben. Und eine Schnecke, schreibt er kackdreist, würde immer noch zwei Seiten pro Stunde schaffen.
Da würde ich mich gern mal persönlich mit ihm drüber unterhalten. Ich glaube nämlich, dass die Qualität massiv leidet, wenn man ein ganzes Buch so runterreißt.

Wenn ich an einer Szene rumkauen muss (sie mit zwischen mir, dem Hund und dem Schreibtischstuhl verteilten Rollen nachspielen zum Beispiel), schaffe ich gerade mal eine halbe Seite pro Stunde.
Und wenn ich richtig, RICHTIG schnell bin, werden es 17 bis 20 Seiten am Tag.
Aber danach bin ich leer.
Da mag das Buch noch so phänomenal geplant sein, ich mag noch so genau wissen, was in der nächsten Szene drankommt, ich muss dann trotzdem erstmal einen halben Tag auf dem Deich rumlaufen oder Wäsche waschen oder die Küche wischen. Vielleicht ist das bei James anders, aber mein Gehirn braucht Pausen.

Weil ich keine Bücher schreiben mag, die nicht das beste Buch sind, das ich in dem Moment schreiben kann, wird es mit Leo also Januar. Und falls ich es vorher schaffe, umso besser.

Es grüßt euch,
die Schnecke

Ich hab Angst!

Nachdem ich vor – Schluck! – zwölf Jahren Geborgene Babys geschrieben hatte, plante ich diverse Nachfolgebücher. Ich sammelte Stoff, ordnerweise, ich schrieb Gliederungen, ich entwarf und verwarf. Ich hatte sogar das Cover von Geborgene Kinder schon in der Rohfassung fertig. Und kam nie zum Schreiben.

Weil ich ein kleines Kind hatte. Weil ich irgendwann umzog. Weil ich mir meinen kleinen Verlag ans Bein (bzw. den Schreibarm) gehängt hatte. Irgendwas ist ja immer.

In Wirklichkeit hatte ich vermutlich einfach nur Angst vor dem nächsten Buch.
Geborgene Babys ist für ein selbst verlegtes Buch ohne jegliches Werbebudget geradezu irrsinnig gut gelaufen. Was, wenn das zweite dagegen schwächelt?

Das Gute ist: wenn sie wichtig sind, gehen Gedanken ja nicht verloren.

Vieles von dem, was für Geborgene Kinder angedacht war, hat jetzt in Slow Family Eingang gefunden.

Weil ich also das zweite Buch längst geschrieben habe, dachte ich, ich würde nun verschont bleiben von der klassischen Angst vor dem Zweiten.
Nach Dunkle Wolken (AT), meinem erstgeborenen Roman, dachte ich, ich würde nie, nie wieder meine Figuren so lieben können wie ich Elin und Nicholas geliebt habe. Nie wieder würden sie bei mir auf dem Sofa sitzen und mit mir Tee trinken.

Und dann tauchten Lia, Malin, Finn und Silvan auf, und der Einstieg in den zweiten Roman war plötzlich gar nicht mehr schwierig. Vielleicht, weil ich gerade eine Praktikantin hatte, als wir uns kennenlernten, die alle vier von ihrem ersten virtuellen Atemzug an so liebte, als wären es ihre eigenen Geschöpfe.
Und je mehr wir einander kennenlernten, desto mehr hingen sie auch mal bei mir in der Küche ab und erzählten mir von ihrem Tag. Aber auch unter dieses Buch habe ich inzwischen ENDE geschrieben.

Und jetzt, beim dritten, hab ich Angst.
Nackte, doofe Angst.
Was, wenn mir bei Leo niemand mehr sagt “Wie? Das ist dein erster Roman?”
Was, wenn Leo gegenüber Dunkle Wolken schwächelt?
Was ist, wenn Leo einfach ein blödes Buch wird?
Dann wird es halt blöd. So what?
Es wäre nicht das erste blöde Buch, das je geschrieben wurde. Dann muss ich eben überarbeiten, bis es gut wird. Oder es eine Weile liegen lassen und dann überarbeiten, bis es gut wird.

Aber was ist, wenn ich es gut finde und meine Lektorin es gut findet und die Testleser auch – und Ihr es dann aber für das bescheuertste Buch unter der Sonne haltet?
Ganz ehrlich, das wäre zwar unschön, aber auch das würde mich ja nicht an Leib und Leben bedrohen. Ich würde es nicht mal merken, wenn Ihr mir nicht gerade einen Stern bei Amazon reindrückt oder mir wütende Mails schreibt.
Es gibt schließlich auch Bücher, die ich für die bescheuertsten Bücher unter der Sonne halte, und die Autoren merken da nicht mal was davon.
Es gibt sachlich überhaupt gar keinen Grund für Angst.

Ich mache jetzt mal einen Zeitplan.
Davor fürchtet sich die Angst dann gleich selbst so sehr, dass sie verschwindet, und Leo und ich können loslegen, sobald hier noch der eine oder andere wartende Kleinkram abgearbeitet ist.

(Bild von: http://latoshalove.blogspot.hr)

Der Blick hinter den Schreibtisch

Herzlich willkommen.

Worum geht’s hier?
Ich schreibe ein Buch.
Ihr könnt mir dabei über die Schulter schauen und vielleicht auch hier und da mitmachen, wenn ich mit einer Figur nicht weiterkomme oder an einer Szene hake oder irgendwann in ferner Zukunft nicht weiß, welches Cover das hübschere ist.

Das ist es in groben Zügen.
Ich habe für diese Seite keinen genauen Plan – ich erfinde die Reise sozusagen beim Reisen.

Für alle die “auch immer schonmal” ein Buch schreiben wollten, mag dieser Blog als Inspiration und Informationsquelle dienen.
Was ich mir erträume ist: Eine rege Beteiligung von euch und eine mächtige Welle an Kreativität an euren eigenen Schreibtischen.

Los geht’s. Schreiben wir ein bisschen.