Das war’s. Einfach so.

Als ich meinen ersten Roman fertig geschrieben hatte, war mir so feierlich zumute, dass ich gar nicht mehr geradeaus gucken konnte.

Das Gefühl geht mir hier derzeit vollkommen ab, und ich glaube, das liegt daran, dass ich inzwischen so genau weiß, dass “fertig” nicht fertig bedeutet. Die Rohfassung von Leo ist zu Ende geschrieben und von meiner Lieblingstestleserin testgelesen und jetzt im Lektorat.
Vielleicht wird es Zeit, dass ich Leo nicht mehr Leo nenne, sondern den offiziellen Titel nutze. Also: Wenn ich dich nicht erfunden hätte ist im Lektorat.
Und ich… Ich versuche, das Getöse in der Besenkammer zu ignorieren. Wenn die Tür aus Metall wäre, hätte sie bereits Beulen. Dolores Umbridge wird da drin ziemlich ungnädig.
Klar.
Wir hatten ja auch einen Deal, sie und ich. Ich habe ihr versprochen, dass ich sie rauslasse, am Ende.
Aber so weit sind wir noch nicht. Also, sie schon. Sie will dringend raus. Letzte Woche gab es einen Tag, da hat sie es irgendwie geschafft, das Schloss zu knacken, und ich habe mich in letzter Sekunde gegen die Tür werfen und sie zudrücken können.
Eindeutig wird Dolores da drin nicht mehr lange zufrieden sein, da nützen alle rosa Bonnschen der Welt nix.

Was ich dann mache, werde ich sehen. Bis dahin hoffe ich, dass das Lektorat meiner lieben Ink-Rebels-Kollegin Jenny so grausam und gnadenlos ausfällt, wie Lektorate sein müssen, und dass sie mir dennoch den Text zurückgeben wird mit mehr als einem freundlichen “echt schönes Buch, du”. (Genaugenommen hat sie das mit den ersten Seiten schon getan. Da stehen sehr sehr nette Sachen am Rand.)

Dolores, ich und November sind keine gute Kombination.
Ich könnte sie einfach mit einem neuen Buch ablenken. Vielleicht mach ich das. Ich geb ihr was zu lesen.

Countdown

Viele Menschen meinen, dass die USA in Vielem hinterher seien. Der Angstpegel ist wie einstens in der DDR, die Energiepolitik wie hier in den 70ern, und der Wahlprozess ein schlechter Witz. Aber eins können sie definitiv da drüben, auf der anderen Seite des großen Meeres: Feiern.
Am 1. November war Author’s Day – Tag der Autoren.

Die kreativen Menschen von ToothpasteforDinner haben dazu vor vier Jahren eine schöne kleine Skizze entworfen (siehe Bild oben).

Leo und ich, wir sind gerade so ungefähr da:

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Mitte November ist Abgabe, und so schreib ich und schreibe und schreibe. Schiebe schwierige Szenen vor mir her, bis sie genug gewachsen sind und es plötzlich doch geht, schreibe dazwischen leichte, fluffige, vergesse das Essen, sehe nur dann den Himmel, wenn der Hund raus will, schreibe. Koche Kaffee, kreise ein bisschen die Schultern, sage meinen Freundinnen ab, wasche die Haare nur noch einmal in der Woche, schreibe.

Die drei guten, wirklich guten Sachen dabei:

  1. Ich weine (noch) nicht dabei wie in der Grafik
  2. Dolores scheint im Besenschrank glücklich zu sein. Nur manchmal raschelt leise Bonbonpapier. Dafür nerve ich mein Büro täglich mit neuen Szenen, in die ich verliebt bin. (“Guckt mal hier, ist der Dialog nicht supersupertoll?” Sie diskutieren weiter über Jennys Vertrag, Franzis Klappentext, Danielas mörderische Figuren oder Kiras Buchsatz. “Hey”, sag ich dann. “Guckt doch mal! Ist das nicht supertoll?” Sie sehen auf. “Was?” – “Der Dialog hier. Ist der nicht…” – “Der ist sehr cool.” Ich wusste es. Ich mag meine Dialoge.)
  3. Ich freue mich wie bolle darauf, wenn ich das Buch vom Lektorat zurück bekomme, um ihm den letzten Schliff zu geben.

Leo und ich sind also glücklich. Und ich bedaure nicht mal die ganze Aufschieberei in der Mitte, weil ich da ja guten Gewissens sagen kann: Ich hab mal eben ein Label mitgegründet. Ich hatte zu tun.

Auf in den Endspurt. Jammern und Aufschieben geht nicht mehr, denn der Erscheinungstermin ist gesetzt (schlau am ersten Januar, wenn keine tote Katze mehr was kauft … aber es wird ja eh ein Longseller).

Und man kann sogar schon das e-Book vorbestellen. 😀