Der Test

Ich bin nicht so vermessen, dass ich glaube, mit meinem kleinen Self-Publishing-Projekt jemals in die Buchläden zu kommen – geschweige denn auf den Tisch und nicht ins Regal.
Aber da es ja immer heißt, man soll seinem Buch ein Cover geben, das mit Profi-Covern mithalten kann…
Das hier ist der Härtetest (also, einer der vielen, die Cover und Buch noch bestehen werden müssen) mit dem derzeitigen Entwurf.

Fällt es raus?
Irgendwie schon, oder? Und nicht nur, weil mir nicht hundertprozentig gelungen ist, die Lichtfarbe anzupassen.
Oder doch nicht?
Ich bin leider etwas betriebsblind…

 

Ich bin da sehr entschlossen

 

Vielen herzlichen Dank an alle, die bei der Cover-Umfrage mitgemacht haben. Ich habe natürlich jegliches Feedback gern gelesen und werde diese Rohfassung noch ein bisschen weiter drehen und kneten, bis sie wirklich hundertprozentig ist.

Ebenso wie den Text.

Texte benehmen sich ein bisschen wie Leute. Jeder hat so seine speziellen Macken.
Ich zum Beispiel räume beim Telefonieren die Spülmaschine aus. Keine Ahnung, wieso. Wenn da nichts auszuräumen ist, renne ich wie ein Tiger im Käfig durch mein Büro, immer hin und her.

Meine Texte sind ähnlich eigenwillig.
Einen Text habe ich mal geschrieben, da geschah alles in Sekundenbruchteilen. Manchmal auch in Bruchteilen von Sekunden. Nichts war jemals einfach nur schnell.

In einem anderen Text haben die Leute in jedem zweiten Satz geseufzt.
“Ich würde es gern glauben.” Ihr Vater seufzte.
Elisabeth hätte ihn gern angeschrien. Statt dessen setzte sie sich seufzend auf die Sofakante.
Ihre Mutter seufzte.
(Naja, GANZ so war’s nicht. Aber FAST.) *seufz*

Und jetzt Leo.
Leo ist sehr entschlossen.
Sehr.
Als meine Kollegin, die jetzt die ersten 69 Seiten testgelesen hat, das erste Mal anmerkte: “So entschlossen kam sie mir gar nicht vor”, dachte ich mir noch nix. Beim zweiten Mal markierte sie es nur noch rot. Beim dritten, vierten und fünften Mal ebenfalls… Und beim zehnten. Und beim zwölften.
Ich werde das jetzt mal entschlossen ausmerzen.

Mein hübsches Baby

Donnerstag Abend, und ich bin mit 83 Seiten Rohfassung fast im Zeitplan. FAST.
Aber zwischendurch muss ich ja auch nochmal für Geld arbeiten oder durch die Republik fahren zur Verlagskonferenz, mit dem Hund rausgehen oder nachsehen, ob die Bienen wieder gefüttert werden müssen. Sowas ist auch wichtig.

Oder ich muss ein bisschen prokrastinieren und Cover basteln.
Das Schöne am Selfpublishing ist ja, dass das dann trotz Rumdödelei sinnvoll ist und das Gesamtprojekt weiterbringt. Ich habe also mit fast gutem Gewissen nicht nur zwischendurch ein halbes Stündchen Cover gebastelt, sondern eher so den Zeitgegenwert der 17 zum Wochensoll fehlenden Seiten.

Und, was soll ich sagen?
Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden.
Nicht unbedingt mit den 75 Zwischenstufen, die mich dahin geführt haben, aber das macht ja nichts. Die hat bei meinen Verlagsbüchern ja auch niemand je zu Gesicht bekommen.
Und niemand hat die Gespräche gehört, die ich mit meinem Lektor dazu geführt habe. (“Ich will aber das Rosa im Text haben!”)
Analog dazu hat bei diesem Cover niemand die Diskussionen in meinem Büro mitbekommen. Jedes Mal, wenn ich mit einer neuen Idee ankam, kommentierten meine Kolleginnen mit einer Engelsgeduld: “Nee, echt, das kannst du so nicht machen!” — “Das sieht ja aus wie ein humorvolles Kinderbuch!” — “Hmm… erste Assoziation: Frauenroman ab 40.” — “Wird das ein Thriller?!”
Manchmal habe ich zu ihren Bemerkungen mit dem Fuß aufgestampft (“Ich will aber das Rosa!”), andere Male habe ich nur geseufzt und zugegeben, dass ich es selbst eigentlich auch nicht so ganz doll fand. Einmal hatte ich eins, das ich richtig super fand, konnte mir aber das Bild dazu nicht leisten.
Es war also ein langer Prozess bis hierhin.
(Zeige ich es euch jetzt? Das ist ein fieser Moment… Was tu ich, wenn Ihr gleich alle mit dem Finger zeigt und ruft: “Igitt, ist das ein hässliches Baby”?)

Voilà.
Leos Cover.
(Den kitschigen Kreis hab ich extra draufgemacht – ich konnte mich mit Mühe und Not abhalten, Herzchen über das ganze Bild zu streuen.)

cover_(c)juliadibbern_500-800
Ich hoffe so sehr, dass Ihr es auch mögt…
Aber seid bloß nicht höflich zu mir! Ehrlich bringt weiter.
Mögt Ihr mal zwei schnelle Klicks dazu machen?

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Kill your darlings

Heute ist der Tag, an dem ich meinen Lieblingen den Garaus mache, einem nach dem anderen.
“Kill your darlings” lautet eine wichtige Journalistenregel. Je mehr du an einer Satzkonstruktion hängst, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie raus muss.
Bei Charakteren und Szenen ist das nicht so viel anders.

Möge das Gemetzel beginnen.

Schauplatz 1: Martina muss weg

Leos erste 50 Seiten sind geschrieben – Zeit, qualifiziertes Feedback einzuholen, damit ich mich nicht irgendwo festfahre, wo es vermeidbar gewesen wäre. Es geht nichts über erfahrene Kollegen.

Also steckte ich neulich den Kopf durch die Küchentür meines virtuellen Schreibbüros und fragte in die Runde: “Hat jemand von euch Lust, sich Leos Anfang mal anzugucken?”

Gestern Abend um viertel vor zehn wollte ich dann eigentlich ins Bett, als ich eine Nachricht bekam: “Ich bin halb durch.”
“Und?”, fragte ich und wischte mir die feuchten Hände an der Schlafanzughose ab.
“Hol dir was zu trinken.”
O… kay. Ich holte tief Luft. “So schlimm?”
Es war nicht schlimm, gar nicht. Es war nur ehrlich. “Ich werde immer verrückt, wenn alles für etwas total Geiles im Text steht und es fehlen nur ein paar Kleinigkeiten, die das zusammenfügen. Wenn man sich doch selbst lektorieren könnte!”
Total geil, las ich, und Kleinigkeiten. Ich ließ die Luft wieder raus.
Dann: “Diese Martina muss weg.”
“Wie jetzt? Die mag ich! Das ist doch sonst gemein für Leo, wenn die nicht mehr da ist! Und ich brauche sie auch, weil…”
Meine Kollegin lachte sich scheckig.
“Echt.” Ich stampfte beinahe mit dem Fuß auf. “Ich brauche die.”
Sie lachte noch mehr.
Und letztlich hatte sie Recht. Martina musste weg.
Und mit ihr musste ein ganzes prächtiges Haus abgerissen und durch einen schäbigen Schuppen ersetzt werden.
Und Leo musste … Das führt hier zu weit.

Jedenfalls hat die Geschichte durch unser kicherndes Gespräch gestern nochmal einen Zahn zugelegt, und ich freue mich sehr darauf, Martina zu tilgen. Und noch das eine oder andere mehr. “Lass dir mal alles durch den Kopf gehen”, meinte meine Kollegin. “Das war jetzt einmal brutal mit dem Mixer rein.”
Ich mag Mixer. Ich hab da auch kein bisschen verletzten Stolz. Leo soll die beste Geschichte werden, die ich schreiben kann.
10 Seiten weg.
So umbeirum.

Ich geh mal Messer wetzen, denn ich muss mich heute und in den nächsten Tagen nicht nur an Martina vergreifen.

Schauplatz 2: Der Flausch muss weg

Ich mag wundervolle, plüschrosa Flauschwolken.
Ich liebe plüschrosa Flauschwolken.

Für eine meiner Geschichten hatte ich zwei Enden geschrieben: ein krachendes taschentuchverlangendes Titanic-Ende und ein – hach – so schönes, gutes, liebes, buntes Ende, bei dem sich alle, die sich über 220 Seiten gehasst hatten, plötzlich vertrugen und … Gott, war das schön.
Ich mochte beide Enden. Sehr.
Es fiel mir schwer, das Titanic-Ende loszulassen.
Aber ich hatte ja noch das plüschrosa Flauschwolken-Hollywood-Ende.
Entsprechend war ich etwas bockig, als mir meine 14jährige Ex-Praktikantin-jetzt-Lieblingstestleserin mitteilte: “Du, das Ende ist ein bisschen sehr… naja…” Pffft, dachte ich. Ich mag das.
Als nächstes sagte eine testlesende Kollegin: “Du, das Ende… Das ist ein bisschen unglaubwürdig …” Ich biss die Zähne zusammen.
Dann kam das Feedback der freien Lektorin: “Super Buch. Hat mir sehr gut gefallen. Aber dieses Ende…”
OKAY, grummelte ich.
Ich habe es verstanden.
Hmpf. Wenn es ein Film wäre, würde sich kein Mensch an zu viel Plüsch stören.
Und überhaupt.

Ich schickte meiner Agentin das Buch mit dem so schönen Ende.
“Super Geschichte”, schrieb sie. “Gefällt mir sehr gut. Nur das Ende… Das ist ein bisschen zu Hollywood.”

Ich wetze also das Messer und schneide in den nächsten Tagen mit möglichst schnellen, präzisen Schnitten den Flausch weg.
20 Seiten weg, vermutlich um die 50 neu.
ich freue mich, dass ich noch ein bisschen mehr Zeit mit meinen Figuren verbringen darf, bevor sie flügge werden.

Und das entplüschte Ende, das mir gestern beim Spazierengehen einfiel, ist auch ziemlich gut – und fast nicht Hollywood. Fast.

 

Der Zeitplan

Im Verlag ist die Lektorin gleichzeitig die Produktmanagerin. Sie ist dafür verantwortlich, dass das Budget eingehalten wird und der Zeitplan. Sie steht dafür gerade, dass die Autoren rechtzeitig liefern und dass die Herstellung das Gelieferte rechtzeitig in eine hübsche Form gießt.

Hier ist das anders.
Hier bin ich meine Produktmanagerin. Die Lektorin kaufe ich von außen ein – und muss dann natürlich auch dafür sorgen, dass das Budget eingehalten wird. Und der Zeitplan. Und ich muss dafür sorgen, dass ich rechtzeitig meinen Text liefere.

Verlage planen lange, vorausschauend und klug. Im Verlag sähe der Zeitplan entsprechend ungefähr so aus: “Hmmm… Wir hätten da noch einen Programmplatz in Ihrem Genre im Frühjahr 2018. Manuskriptabgabe wäre dann im Mai 17.”

Ich versuche, auch klug zu planen, aber da ich jeden Programmplatz dieser Welt für mich habe, kann ich den Erscheinungstermin selbst festlegen und muss einfach nur überlegen, was einigermaßen realistisch ist.

Die wunderbare Vera Nentwich hat einen Blogpost darüber geschrieben, was nach dem Fertigstellen der Rohfassung noch alles an Arbeiten ansteht: Buchstart: Was zu tun ist.

Wie ich mich kenne, unterschätze ich diese Phase, weswegen vermutlich mein Ziel, Anfang Dezember mein neues Buch in den Händen zu halten nicht sehr realistisch ist. Ich werde es trotzdem anstreben.
Entweder ich schaffe Anfang Dezember – was Leo vielleicht zwei bis fünf Weihnachtseinkäufe bringt – oder ich habe als Erscheinungsdatum dann eine funkelnagelneue 2017 im Buch stehen. Ist beides nicht ganz schlecht.

Geh ich mal von Anfang Dezember aus.

Dann müsste Titel und Cover spätestens Anfang November stehen, damit die Werbung anlaufen kann. Die Leseprobe müsste auch fertig sein.

Anfang Oktober müsste es in die letzte Überarbeitungsrunde beim Lektorat, die Rohfassung müsste also Anfang September stehen. Das wäre in vier Wochen = nicht zu machen. Beim besten Willen nicht.

Realistisch ist: 300 Seiten Rohfassung in sechs Wochen. 50 Seiten pro Woche geht. Sportlich ist es, aber es geht.
Was bedeutet, die Rohfassung könnte Mitte September ins Lektorat (Unmittelbares To-do: Mail an meine Lektorin schreiben, ob das bei ihr einzurichten ist.)

Und dann muss ich eine gute und bezahlbare Coverdesignerin finden – oder selbst üben. Vermutlich aus Budgetgründen eher Letzteres. Nächtelang. Sachbuchcover kann ich, meine Romancoverentwürfe sind bisher noch nie zu meiner Zufriedenheit ausgefallen. Aber das wird schon.
Wenn ich so weit bin, frag ich einfach euch, welches ich nehmen soll. 😀
Auf jeden Fall bleibt das Ganze sportlich.
Wahrscheinlich schaffe ich dann doch das Frühjahrsprogramm 2018.